Die Mauer-Uhr: Nomos Orion 1989

(Lesezeit: 2 Min.)

Eigentlich halte ich nicht viel von diesen „Gewollt-und-nicht-gekonnt“-Sonderauflagen. So mancher Uhrenhersteller sucht sich einen möglichst abstrusen Grund oder Thema, um eine Uhr neu aufzulegen. Meist nur in einer neuen Zifferblattfarbe – natürlich zu einem höheren Preis.

Und so mancher Käufer lemmingt aufgrund eines – meist wenig glaubhaften – Storytellings direkt zum Uhrenhändler oder Juwelier, um dort sein Geld zu lassen.

Anders dachte ich aber neulich, als die Pressemitteilung von Nomos in meinem E-Mail-Fach auftauchte. Es geht bei dem „neuen“ Modell Nomos Orion 1989 thematisch um das 25-jährige Jubiläum des Mauerfalls. Klingt zunächst einmal auch ziemlich daneben – ist es aber nicht.

Nomos Orion 1989 (38mm) – mit historischer Farbbezeichnung: Novembergrau.

Tatsächlich spielt der Mauerfall in der Historie dieser Uhrenmarke aus Glashütte eine wichtige Rolle. Wer sich mit ihr etwas näher beschäftigt, der erfährt, dass NOMOS Glashütte/SA im Januar 1990 gegründet bzw. als Marke angemeldet wurde. Nur wenige Monate nach dem Mauerfall, angesiedelt in der ehemaligen DDR. Und das geschah, weil Nomos-Gründer Roland Schwertner, die Chancen sah, genügend Pioniergeist und die Weitsicht hatte, diese Uhrenmarke ins Leben zu rufen. Das verdient aus meiner Sicht Respekt – und der zeitliche und historische Bezug zum Mauerfall ist kaum von der Hand zu weisen.

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Nomos Orion 1989 (33mm)

Aber selbst wenn man super-kritisch ist und unterstellt, dass es bei diesem Modell um den „reinen Uhrenverkauf“ geht, so merkt man doch, dass man sich bei Nomos etwas mehr Gedanken macht als bei manch anderem Uhrenhersteller. Die Farbbezeichnung „Novembergrau“ ist nur ein Hinweis. Und während sich andere Uhrenmarken noch in Plumpheit und provinziellem Krawall-Marketing üben, geht Nomos angenehm subtil und fast schon bescheiden vor:

„Ein bisschen auch in eigener Sache: Mit einem Sondermodell feiert NOMOS Glashütte den Mauerfall vor 25 Jahren“, lautet der Betreff der E-Mail.

„Ein bisschen…“  – nur die wenigsten Marketing- und PR-Menschen sind in der Lage, so etwas zu sagen oder gar zu schreiben. (Anmerkung: Ich arbeite in dem Bereich.) 

Bleibt noch der Preis der Orion 1989, die in zwei Größen (33 und 38mm) im November 2014 auf den Markt kommt. Liegt er  höher als bei  vergleichbaren Orion-Modellen? – Nein.

Die kleine Variante liegt bei 1.540 Euro, die große bei 1.800 Euro. Das sind auch Preise der „normalen“ Orion-Modelle.

Und nun kann jeder selbst entscheiden, ob er die Uhr und die Geschichte dahinter gut findet. Zumindest ein bisschen…

 

Die Nomos Orion 1989 im Überblick:  

 

Die Uhr:

Gehäuse: Edelstahl, dreiteilig

Durchmesser 33 bzw. 38 mm

Saphirglas gewölbt; Saphirglasboden gewölbt,

Höhe 8,54 (Größe 33) bzw. 8,86 mm (Größe 38)

Zifferblatt: galvanisiert, novembergrau

Indexe geprägt, diamantiert

Zeiger: Stahl, vergoldet

Wasserdicht: bis 3 atm

Armband: Veloursleder anthrazit

Referenznummer: 326 (Größe 33), 385 (Größe 38)

 

Das Werk: 

α (Alpha) – Manufakturkaliber mit Handaufzug

Durchmesser: 23,3 mm

Werkhöhe: 2,6 mm

Gangdauer: ca. 43 Stunden

Besonderheiten:

Glashütter Dreiviertelplatine, 17 Rubine, Glashütter Gesperr, Incabloc-Stoßsicherung, Unruhspirale aus Nivarox 1A, feinreguliert in sechs Lagen, Schrauben temperaturgebläut, Werkoberflächen rhodiniert mit Glashütter Streifenschliff und NOMOS-Perlage, Sperr- und Kronrad mit Glashütter Sonnenschliff