Kooperation (Was heißt das?) – Eines kann man dem Schweizer Uhrenhersteller Corum sicherlich nicht vorwerfen – mutlose Zurückhaltung. Während diverse Uhrenhersteller auf der diesjährigen Baselworld ihre Kollektionen mit homöopathischen Minimalveränderungen versahen (hier eine neue Farbvariante, dort ein neuer Gehäusedurchmesser), war auf Corum Verlass: Es gab in Sachen Abwechslung und Kreativität mal wieder „voll auf die Zwölf“. Das Titelbild bringt es bereits zum Ausdruck, und auch der diesjährige Corum-Stand machte es jedem Baselworld-Besucher gleich mal klar:
Baselworld 2018: Corum Bubble Room – Inside out
Im letzten Jahr hatte ich Euch ja bereits vom Bubble Room berichtet, der sich im Inneren des Standes befand. Dieses Jahr hat Corum den „Spaß-Raum“ nach außen verlegt, so dass er jedem Messebesucher zugänglich war. Im Vordergrund stand ein herrlich desolater Clown des amerikanischen Fotografen Matt Barns. Der scheint es mit ästhetischen Konventionen nicht so zu haben. Gut so. :)
Oder mit den Worten des neuen Corum-Chefs Jerome Biard: „Dies ist unsere zweite Zusammenarbeit mit Matt Barnes – sein skurriles Universum passt perfekt in unsere Nische in der Uhrmacherei“.
Das Konzept kam beim Messepublikum auf jeden Fall gut an:
Natürlich gab es auch im Inneren wieder einen Bubble Room – so sah er aus:
Doch kommen wir zu den Uhren. Ich hatte bereits an anderer Stelle zu den Bubbles geschrieben:
„…die Corum Bubble (wirkt) mit ihren wechselnden und oft bunten Zifferblättern auf mich ein wenig wie die Luxus-Variante des Swatch-Konzepts (…) – mit recht extravagantem Gehäuse und einem enorm gewölbtem Uhrenglas…“
Und das gilt nach wie vor. Die Uhren sind immer schräg, limitiert, teilweise Einzestücke und kosten dieses Jahr 4.600 Euro aufwärts. Hier ein paar Beispiele – in Form einer illustren Bubble-Bildergalerie:
Aber Corum kann nicht nur ausgefallenes Design – auch technisch Anspruchsvolles und „Haute Horlogerie“ findet seinen Weg in die Bubble. Zum Beispiel ein zentraler Tourbillon:
Die wichtigsten Daten zu dieser Uhr: Sie hat besagten Central Tourbillon, ein Automatikwerk, einen Durchmesser von 47mm, ein Titangehäuse und einen Preis von 78.100 Euro. Wie gesagt, Corum spielt – und das im wahrsten Sinne des Wortes – im Luxussegment.
Corum 2018: Hobo Coin
Und noch mehr „Enfant-Terrible“-Style. – Für einen weiteren Corum-Klassiker, die Coin Watch (siehe auch hier), arbeitet der Schweizer Uhrenhersteller mit dem Graveur und Künstler Aleksey Saburov zusammen.
Hobo-Coins oder Hobo Nickels sind von Wanderarbeitern umgestaltete amerikanische Münzen und haben eine mehr als 100 Jahre alte Tradition und Geschichte. Corum greift dieses spannende Thema für seine Coin Watch mit gleich mehreren Motiven auf. Jede Uhr ist handgraviert und damit ein Einzelstück:
Auf der Baselworld konnte man dem Meister-Graveur sogar bei der Arbeit zuschauen:
Die wichtigsten Daten: Corum Heritage Artisan Münzuhr, 43mm, US-Dollar-Hobo Münze Silber, Automatik, Jeans-/Lederband. Der Preis für das Mini-Kunstwerk am Handgelenk liegt bei 21.400 Euro. (Mehr dazu auch bei Quill & Pad inkl. Making-of-Video)
Corum 2018: Golden Bridge
Man merkt es: Corum arbeitet gern mit außergewöhnlichen Künstlern zusammen und verbindet deren Geschichte mit seinen Uhren. Ein weiterer dieser Künstler ist Joachim Horsley. Er kam auf die Idee, Beethoven nach Havanna zu schicken. Oder anders: Er unterlegte Beethovens 7. Symphonie mit Rumba – und feiert auf Youtube beachtliche Erfolge mit dieser recht abgefahrenen Version:
Und so sieht die hiervon inspirierte Corum Golden Bridge Rectangle Joachim Horsley in Weißgold samt exklusiver Klavier-Schatulle und Spieluhr aus:
Das Besondere an diesem Modell ist – mal abgesehen von dem immer wieder beeindruckendem Stabwerk -, dass auf der Rückseite ein „metallisierter“ Auszug der originalen Partitur der 7. Symphonie Beethovens zu finden ist. Es handelt sich dabei nicht um eine Gravur auf dem Saphirglas, sondern um aufgetragenes Metall:
Ganz nebenbei: Diese Rectangal-Version in „Silber“ ist in meinen Augen die gelungenste und tragbarste Version der Golden Bridge überhaupt. In Stahl könnte ich sie mir ebenfalls gut vorstellen. Doch Corum wird allein schon wegen des Namens „Golden Bridge“ und der Exklusivität nicht vom Gold abweichen. Weißgold bleibt scheinbar die einzige Option.
Bei der Golden Bridge Joachim Horsley in Weißgold handelt es sich übrigens um Einzelstück. Es soll aber auch zeigen, dass sich auf dieses Weise jeder Corum-Kunde seine Golden Bridge selbst gestalten kann. Sei es mit dem Familienwappen oder ein anderem Motiv nach Wahl. Dass das im Gesamtpaket mit einer so aufwändigen Uhr in Gold nicht gerade günstig wird, kann man sich denken. Im Fall des Modells oben liegt der Preis bei 50.800 Euro. Die limitierte Version in Rotgold liegt bei 46.200 Euro.
Was mich persönlich angeht, sind das Preise, die ich beim besten Willen nicht für eine Uhr aufbringen könnte und würde. Das gilt für die Golden Bridge, die Hobo-Coin und die Bubble Tourbillon. Was ich aber gestehen muss: Es macht Spaß, sich diese Uhren anzuschauen und sich mit den vielen Details und den Geschichten dahinter zu beschäftigen. Nur als Beispiel: Zum ersten mal seit langem fand ich es wirklich interessant, eine Pressemitteilung vollständig zu lesen. Und zwar die über die Hobo Coin. – Und mein Gott, wer das Geld hat, sich so eine Uhr im Wert eines Autos oder sogar Sportwagens zu kaufen, dem sei es einfach mal gegönnt. Und da Corum ohnehin gern polarisiert – warum sollten sie da bei den Preisen aufhören ;)
Kommen wir nun zu einigen weiteren Uhren, die Corum auf der Baselworld präsentiert hat. Mit dabei waren neue Modelle aus der Admiral-Reihe. Unter anderem eine skelettierte Version mit Großdatum:
Und neue Modelle mit blauem (!) Holzzifferblatt:
Soweit also zu den kommenden Modellen von Corum im Jahr 2018. Wie gesagt, die oft gewagten Uhren sind mit Sicherheit nicht jedermanns Fall und polarisieren mitunter doch sehr. Darum lautet mein Tipp: Nach dem ersten „Schock“ einfach mal darauf einlassen. Und wenn sich die Gelegenheit bietet, die Uhren aus der Nähe zu sehen, nehmt sie mal in die Hand und bindet sie Euch um. Doch Vorsicht, je länger man sich mit ihnen beschäftigt, desto normaler wirken sie irgendwann auf einen. Habe ich selbst erlebt – mit einer mir eigentlich viel zu großen LED-Bubble… Aber das ist eine andere Geschichte.
Weitere Informationen zu den aktuellen Modellen von Corum findet Ihr auf der Website www.corum-watches.com.
Ebenfalls einen Blick wert sind diese beiden Instagram-Accounts:
Deutschland: www.instagram.com/corum_deutschland
International: www.instagram.com/corum_watches
Auf Facebook findet Ihr Corum hier: www.facebook.com/CORUM.DE.AT