I got 99 watches, but cheap ain´t one – Shut up, stupid

Buler Grand Prix
(Lesezeit: 3 Min.)

Der bärtige Mann hinter dem Tresen hatte sicherlich schon über tausend Uhren in seinen Händen – ein halbes Dutzend davon waren meine. Vorwiegend Vintage-Uhren, die ich gern bei ihm reparieren lasse. Umso erstaunlicher, dass er nun ausgerechnet bei dieser „Plastikuhr“ so freudig reagierte. Zum ersten Mal übrigens. Es war eine schwarze Buler Grand Prix aus den 70er oder 80er Jahren. Ein Leichtgewicht mit Fiberglasgehäuse, das wie Plastik aussieht. Passend dazu: ein Plastikarmband. Ersteigert habe ich sie vor einigen Jahren für maximal 20 Euro auf ebay (Partnerlink/Werbung*). Warum? Weil ich als Kind einmal so eine Uhr hatte. Eine echte Billo-Uhr, die eigentlich nur für mich Bedeutung hat.

Und siehe da, eben diese „Grand Prix“ begeisterte nun den Uhrmacher. Wer hätte es gedacht. Ich war erleichtert, denn es war mir ein wenig unangenehm, ihn mit der Reparatur dieser zwar mechanischen, aber dennoch recht einfachen Uhr zu behelligen.
Er erzählte, dass sie wohl eine der ersten Kunststoffuhren in Massenproduktion war und wohl bei einem großen Versandhaus oder einem Kaffeeröster über den Tresen ging. Und zwar noch bevor Swatch in den 80ern mit seinen Schweizer Quarzuhren aus Plastik groß rauskam und sich auf den Weg machte, den Uhrenmarkt einzunehmen. Man konnte dem bärtigen Uhrmacher und seinem Lächeln regelrecht ansehen, dass ihn diese Uhr gerade einige Jahrzehnte zurückversetzt hatte. Er nahm den Reparaturauftrag an.

Learning 1: Eine Billo-Uhr kann begeistern – sogar einen gestandenen Uhrmacher

Doch damit war es nicht getan. Kurze Zeit später zeigte ich einem Freund die „Grand Prix“. Er ist ebenfalls an Uhren interessiert und verfolgt immer sehr genau, was ich gerade am Arm trage. Und natürlich erzählte ich ihm, warum ich mir diese Uhr gekauft habe, wie viel sie gekostet hat und was ich grob über sie wusste. – Kürzen wir die Geschichte ab. Er ersteigerte kurze Zeit später ebenfalls eine. Die wiederum fiel einem Arbeitskollegen auf. Sie gefiel ihm. Und auch er… – Ihr ahnt es.

Learning 2: Die Billo-Uhr begeistert nicht nur mich, den Uhrmacher, sondern auch andere

Nun muss man zur Buler Grand Prix sagen, dass die Begeisterung, die sich auch in Uhrenforen zeigt, nicht von ungefähr kommt. Das Design der Uhr ist keineswegs im Hause Buler entstanden, sondern bei Porsche. Genauer: Porsche Design. Produziert hat sie für den Autobauer der Schweizer Uhrenhersteller Orfina. Bei der Buler Grand Prix handelt es sich also um ein „Zitat“ oder eine „Hommage“ an eben dieses Porsche Design – um es mal freundlich auszudrücken.
Auch andere Hersteller, wie Sinn und Heuer, haben dieses Design (später?) aufgegriffen. Ich werde ein anderes Mal auf das Thema „Hommage und Fälschung“ näher eingehen. Zurück aber zur Buler Grand Prix: Weder meine Eltern noch ich konnten uns damals eine Porsche-Uhr leisten. So ging es wohl vielen Menschen. Und so kam ich zu dieser Uhr, die wohl meine erste mechanische Armbanduhr war.

Doch das ist nicht der einzige Grund, warum ich ausgerechnet diese Uhr hier vorstelle und ihre Geschichte erzähle. Vielmehr möchte ich damit zeigen, dass es beim Uhrensammeln keineswegs nur auf den Preis ankommt. Natürlich habe ich noch andere Uhren in meiner Sammlung, die ein Vielfaches teurer sind als die Buler Grand Prix. Die Buler  gehört aber nicht minder in meine Sammlung – und wird dort auch blieben. Weil sie mich als Kind begeistert hat; weil sie eine Geschichte und Bedeutung hat. Und nun ist eine weitere Geschichte hinzugekommen: Sie ist die erste Uhr, die ich hier in meinem Blog zeigr.com vorstelle.

Fazit: Eine Sammlung mit wertvollen Uhren ist etwas Schönes. Noch schöner ist es aber, darunter Uhren zu haben, deren Wert in einer persönlichen oder interessanten Geschichte liegt. Selbst dann, wenn sie nur ein paar Euro gekostet haben. Vielleicht unterscheidet sich hier auch der leidenschaftliche Sammler vom reinen Uhrenbesitzer…

Buler Grand Prix – Überblick: 

Im Vergleich: (v.l.) Sinn 144, Orfina Porsche Design & Buler Grand Prix:

Sinn 144, Orfina Porsche Design, Buler Grand Prix

 

Die Details: 

Gehäuse: Fiberglas

Durchmesser: 39mm
Werk: Handaufzug (Kaliber unbekannt, wahrscheinlich 17 Steine)
Band: Kunststoff
Glas: Kunststoff
Preise: bis ca. 50 Euro bei ebay-Auktionen (Partnerlink/Werbung*) bzw. 89 bis 229 Euro ebay-Sofortkauf (Partnerlink/Werbung*), Stand: September 2013
Sonstiges (Rückseite): Swiss Made, Shockresistant, Noryl Case 13225 Mod. Dep., Fiber Glass
Zugang zum Werk: Glas, Zeiger, Rehaut (Innenlünette) und Zifferblatt abnehmen. Siehe auch hier.
Varianten: Buler Monte Carlo & Daytona (eckige Gehäuseform) 

Links: Übersicht mit Bildern & Infos findet man über die Suche im Uhrforum – und bei Google bzw. die Bildersuche der Suchmaschine.

Weitere Uhren-News & Infos: https://www.facebook.com/zeigr

*Partnerlink/Werbung* – was ist das?

*Offenlegung/Transparenz: Als Ebay- & Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Verkäufen.