Wer öfter Uhren (online) kauft, der kennt es: Die neue Uhr ist da – die Freude groß. Doch vor dem ersten Tragen muss man oft noch eine kleine Hürde nehmen: Das dazugehörende Metall-Uhrenarmband kürzen bzw. ans eigene Handgelenk anpassen.
Dazu kann man nun entweder zum Uhrmacher gehen oder selbst Hand anlegen. Und genau um Letzteres soll es in diesem Tool-Time-Artikel gehen. Ihr bekommt hier eine kleine Anleitung. Welche sind die gängigsten Band-Varianten? Welches Werkzeug braucht Ihr? Und was kostet es, wenn ihr zukünftig Eure Metallbänder selbst kürzen wollt? (Spoiler: Nicht sonderlich viel.)
Dieser Artikel ist im Prinzip eine Ergänzung zu zwei früheren Artikeln: Uhrmacherwerkzeug – welches kaufen? und Uhrenwerkzeug-Set – sinnvoll oder nicht?. Nur mit dem Unterschied, dass ich hier etwas ausführlicher ins Detail gehen und Euch ein paar Tipps mitgeben kann.
Und für diejenigen unter Euch, die in erster Linie an den Tools interessiert sind – hier geht es zu direkt zur Liste mit einigen Werkzeug-Tipps & Sets für jeden Geldbeutel.
Gliederarmband kürzen – Anleitung
Wie viele Glieder entfernen?
Beginnen wir mit der Frage, wie viele Glieder Ihr überhaupt entfernen müsst. Dazu legt Ihr Eure Uhr erst einmal an, „zwackt“ bzw. klemmt mit Eurer anderen Hand so viele Glieder ab, bis die Uhr angenehm am Handgelenk sitzt. Die Anzahl an Gliedern, die Ihr nun zwischen den Fingern haltet, ist in der Regel die Anzahl, die Ihr entfernen müsst. Hier einmal nachgestellt mit einer Parfumflasche – statt Arm :)
Oben: Drei Glieder müssen raus
Und ein paar Tipps aus der Kategorie Gut zu wissen:
Tipp 1: Egal, ob es eine gerade oder ungerade Anzahl an Gliedern ist, achtet darauf bzw. entnehmt sie auf den beiden Seiten des Metallarmbands so, dass die Schließe nach dem Kürzen möglichst mittig sitzt. Dort trägt sie sich definitiv am besten und angenehmsten. Dabei müssen übrigens nicht zwingend auf beiden Seiten gleich viele Glieder sein. Im Gegenteil: In den meisten Fällen dürften auf einer Seite mehr Glieder zu finden sein als auf der anderen.
Tipp 2: Bedenkt beim Kürzen außerdem, dass die meisten Schließen eine Mikro- bzw. Feineinstellung haben. Mal geht hier mehr, mal weniger. Damit könnt Ihr nach dem Kürzen noch ein paar Millimeter korrigieren bzw. solltet dies bereits vorher einkalkulieren.
Tipp 3: Die ideale Länge ist immer Geschmacksache. Aber als grobe Faustregel: Zwischen Band und Arm sollte noch ein Finger passen. Grund: Bei Wärme/Sport nimmt der Handgelenksumfang gern zu – bei Kälte ab. Das sollte man nicht unterschätzen. Ob es nun der kleiner Finger oder der dicke Daumen sein soll, ist natürlich Euch überlassen :)
Kommen wir zum Kürzen selbst.
Dazu muss man wissen: Metallband ist nicht gleich Metallband. Es gibt hier die eine oder andere Variante. Manche Gliederbänder sind mit Stiften versehen, andere wiederum sind verschraubt (siehe oben). Und sogar innerhalb dieser beiden Kategorien gibt es wieder Spezialfälle – und das eine oder andere zu beachten.
Uhren-Metallarmband kürzen – gestiftete Glieder
Diese Variante dürfte Euch als Uhrenfreund und Sammler wohl am häufigsten begegnen: Gestiftete Bänder. Die findet Ihr bei sehr vielen Uhrenmarken. Egal, ob Omega oder Microbrand. In dem Bild oben seht Ihr auch gleich, was mit „gestiftet“ gemeint ist: Feine Stifte halten diese Bänder zusammen. Sie sind entweder massiv oder als eine Art Draht-Splint verbaut. Letztere Variante wirkt natürlich oft ein wenig „billig“.
Will man nun ein solches Uhren-Metallarmband kürzen, muss man die Stifte irgendwie aus ihrer Bohrung treiben. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten – inklusive dem dazugehörigen Werkzeug.
Zum einen wäre da dieses praktische kleine Tool – ein sogenannter Stiftaustreiber:
Diese Ausstoßwerkzeuge bekommt Ihr ab ein paar Euro und in verschiedenen Ausführungen – aus Kunststoff und aus Metall.
Das Prinzip ist denkbar einfach und recht intuitiv. Ihr legt das Band so ein, dass der Dorn des Werkzeugs den Stift im Band durch das Drehen des Rades langsam herausdrückt. Dabei solltet Ihr darauf achten, dass der Dorn – logischerweise – einen geringeren Durchmesser als die Bohrung hat. In der Regel liegen so einem Tool mehrere Dorne mit unterschiedlichen Durchmessern/Längen bei.
Das „Top-Modell“ bzw. die teuerste Variante kommt (natürlich) von Bergeon und liegt bei ca. 20 Euro:
Foto: amazon – Partnerlink/Werbung
Vorteil: Eine recht elegante und günstige Methode, Stifte aus einem Band zu bekommen. Ohne Vorkenntnisse.
Nachteil: Wenn der Dorn zu kurz ist, werdet Ihr den Stift nicht weit genug aus dem Band herausbekommen. In dem Fall werdet Ihr mit einer Zange hantieren müssen. Das wiederum kann zur Beschädigung der Stifte führen. Darum achtet darauf, dass mehrere bzw. unterschiedliche Dorne im Lieferumfang enthalten sind (Durchmesser und ggf. Länge).
Oder Ihr greift zur zweiten Methode – die natürlich hervorragend zu diesem Tool-Time-Artikel passt (s. Wikipedia).
Das Motto lautet: Hör mal, wer da hämmert ;)
Es ist dasselbe Prinzip: Dorn trifft auf Stift. Allerdings muss man hier noch etwas mehr Hand anlegen und ein wenig Feingefühl bzw. handwerkliches Geschick mitbringen.
So ein Set bekommt Ihr ebenfalls für kleines Geld. Auf amazon liegt so ein Set derzeit bei rund 14 Euro:
Foto: amazon – Partnerlink/Werbung
Auch interessant – so ein Set, das gleich beide Varianten beinhaltet:
Foto: amazon – Partnerlink/Werbung
Wie gesagt, in meinen beiden Artikeln rund um das Thema Uhrmacherwerkzeug findet Ihr weitere Tipps, Empfehlungen und Einschätzungen dazu.
Wichtiger Tipp – gestiftete Bänder mit Hülsen!!!
Egal für welche Variante Ihr Euch entscheidet: Achtet beim Herausziehen der Stifte und dem anschließenden Entfernen der Glieder auf jeden Fall darauf, dass Euch die im Armband (eventuell) eingeschobenen Metall-Hülsen nicht herausfallen – und flöten gehen. Denn manche Uhren haben neben dem Stift eben diese Hülsen verbaut. Gewissermaßen als kleine Überraschung – mit großem Verlust-, Fluch- und Such-Potential.
Und so sieht der kleine flüchtige Racker aus – ein feines Röhrchen, das zusätzlich zum Stift verbaut ist:
Oben: Hülse im Band bzw. Glied
Diese kleinen Röhrchen sind leider wichtig. Verliert Ihr sie, bekommt Ihr das Band nicht mehr zusammengesetzt, da der Stift ohne sie keinen Halt findet.
Also, große Obacht!
Kommen wir zu einer weiteren und häufigen Variante – den verschraubten Gliederarmbändern.
Uhren-Metallband kürzen – geschraubte Glieder
Bänder mit verschraubten Gliedern muss ich wohl nicht großartig erklären. Das Prinzip Schraube und Gewinde dürfte jedem bekannt sein, oder?
Wie Ihr seht, findet man dieses Konzept unter anderem bei Rolex-Bändern – aber auch vielen anderen Marken. Im Vergleich zu gestifteten Metallbändern ist dies auf jeden Fall die etwas edlere und sicherere Variante.
Wer solche Uhrenarmbänder kürzen will, der benötigt lediglich ein Set an Schraubendrehern (Schlitz).
Die teuerste Variante kommt hier natürlich von Bergeon und liegt bei rund 200 Euro:
Foto: amazon – Partnerlink/Werbung
Ihr bekommt so ein Set aber auch günstiger – je nach Anspruch zwischen 10 bis 100 Euro:
Zum Beispiel so ein Set von Beco – um 50 Euro:
Foto: amazon – Partnerlink/Werbung
Und dann gibt es natürlich die ganz günstigen Schraubendreher-Sets unter 20 Euro:
Foto: amazon – Partnerlink/Werbung
Tipps:
Achtet darauf, dass Eurem Set Ersatzklingen beiliegen. Je nach Qualität der Schraubendreher werdet Ihr die – vor allem bei häufigen Bandwechseln – früher oder später brauchen.
Und solltet Ihr mal so eine Bandschraube, z.B. von Rolex, Oris, Cartier, Fortis etc., verlieren oder verschlissen sein, dann findet Ihr u.a. auf ebay (Partnerlink/Werbung) kompatiblen oder sogar Original-Ersatz hierfür.
Dasselbe gilt übrigens auch für Glieder und End-Links – die findet Ihr ebenfalls dort.
Doppelt hält besser: Verschraubt, gekontert und mit Inbus-Schrauben (z.B. Sinn-Uhren)
Wenn ich oben geschrieben habe, dass die einfach verschraubten Gliederbänder eine sichere Sache seien, dann kann man da natürlich noch einen drauf setzen. Dazu muss man einfach nur wie ein Ingenieur denken – oder wie die Frankfurter Uhrenmarke Sinn.
Dort setzt man nämlich auf die ultimative Art und Weise, Band-Glieder miteinander zu verbinden. Zunächst einmal nimmt man Inbus-Schrauben. Die nutzen bei weitem nicht so schnell ab wie Schlitzschrauben. Kein Abrutschen, kein „Ausnudeln“ der Schrauben. Zusätzlich setzt man nicht auf ein Gewinde im Bandglied, sondern auf das Prinzip Konterschraube.
Sprich: Ihr benötigt für den Bandwechsel zwei Inbus-Schlüssel (kennt jeder von Ikea), die Ihr beim Schrauben gegeneinander dreht.
Würdet Ihr nur einen Schlüssel ansetzen, würde die Schraube „leer“ drehen.
Damit nicht genug: Beim Kauf meiner Sinn 103 gab es auch noch ein kleines blaues Fläschchen mit einer Flüssigkeit dazu, die als Schraubensicherung fungieren soll. Ich mein, mehr Sicherheit geht nun wirklich nicht. Möglicherweise ein wenig übertrieben (Ingenieure halt), aber besser so als umgekehrt :)
Das Prinzip der Konterschraube gibt es wohl auch mit Schlitzschrauben. Die Inbus-Varianten erscheint mir allerdings als die bessere, da sie eine schnelle Abnutzung der Schrauben vermeidet.
Bleiben wir bei den Spezial-Fällen. Weitere häufige Varianten, ein Band zu kürzen bzw. einzustellen haben Hersteller wie Casio, Seiko & Co. im Programm.
Metall-Uhrenarmband kürzen – die Sache mit den Pfeilen!
Wenn Euch so ein Uhrenarmband begegnet, dann lautet das Motto: Folge dem Pfeil! Denn der zeigt Euch, in welche Richtung Ihr „arbeiten“ müsst, um einen Stift – oder welches Teil auch immer – zu lösen.
Nehmen wir dafür mal das Band einer Casio „Tiffany“ (s. Titelbild oder ebay – Partnerlink/Werbung). Hier nehmt Ihr am besten einen feinen Schraubendreher (s. oben) und sucht eine Stelle, an der Ihr gut ansetzen und hebeln könnt. Der „Punkt“ ist übrigens nicht zum Drücken oder ähnlichem da. Ihr müsst einfach nur hebeln.
Der Rest ist recht simpel – hier ein paar Bilder, die es ganz gut zeigen:
Uhrenarmband kürzen Pfeile
Zwei Tipps dazu:
- Achtet beim Raushebeln ein wenig auf Eure Finger und wo Ihr sie platziert. Wenn Ihr vernünftiges Werkzeug bzw. einen passenden Schraubendreher (s.o.) verwendet und langsam arbeitet, dann besteht natürlich die geringste Gefahr, dass Ihr abrutscht. Dennoch, es passiert den Besten. Also, lieber einmal mehr erwähnt :)
- Das Casio-Band oben ließ sich nach dem Entfernen des „Stiftes“ nicht einfach so auseinandernehmen, da die Glieder zusätzlich „verhakt“ waren. Hier müsst Ihr das Band ein wenig „abwinkeln„, damit sich ein Glied von dem anderen löst. Dasselbe Prinzip gilt dann auch beim Zusammenbau.
Soweit also zu den gängigsten Arten von Metallarmbändern bzw. wie man sie kürzt. Sicherlich gibt es weitere Spezialfälle und Varianten – für diesen Artikel soll es aber fürs Erste reichen.
Und für alle, die das Ganze noch gern in Form von Bewegtbildern hätten – hier ein Youtube-Video:
Lese-Tipps:
Uhrmacherwerkzeug – welches kaufen?
Uhrenwerkzeug-Sets – sinnvoll oder nicht?
Tool-Time: Federstege biegen mit einer Formzange – ein Experiment
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