Microbrands – sie schießen seit ein paar Jahren wie Pilze aus dem Boden. Unter anderem dank Kickstarter. Die Crowdfunding-Plattform ermöglicht es nahezu jedem, seine eigene Uhrenmarke zu gründen und zu finanzieren. Einfach so. Die Crowd hilft dabei – sofern ihr die Uhren bzw. die vorgestellten Prototypen gefallen.
Das Thema Microbrands ist in der Uhrenwelt mittlerweile so groß und prominent, dass selbst etablierte Uhrenhersteller aufhorchen. Und das obwohl das Gros der Uhrenbranche sonst eher wenig Einschläge merkt und sich lieber in Selbstgefälligkeit bei einem Glas Champagner übt. Warum sie nun doch aufhorcht? Weil da gerade ordentlich Konkurrenz aufläuft und ihnen Marktanteile im „günstigen Preissegment“ wegnimmt. Das wiederum hat sie in den letzten Jahren stark vernachlässigt und sich lieber auf das hochpreisige Segment und die entsprechende Kundschaft konzentriert. Vor allem in China. Ob das so klug war?!
Dann baut sich die Crowd eben ihre eigenen Uhren
Wie ich bereits in meinem Artikel Die Top 3 Uhren-Trends des Jahres 2018 schrieb:
„… (der) möge auf Kickstarter schauen, wie viele interessante, preislich attraktive und vor allem erfolgreiche Uhren-Projekte es dort gibt. Oder anders: Wenn die alteingesessene Uhrenbranche keine vernünftigen Uhren zu vernünftigen Preisen anbietet, dann baut sich die Crowd eben ihre eigenen :) – Oder noch anders: Den etablierten Uhrenherstellern wird von (…) den unzähligen Microbrands im „unteren Preissegment“ gerade die Butter vom Brot genommen. Und das nicht zu knapp.“
Microbrands – von Uhren-Fans für Uhren-Fans
Es findet also eine Art „Demokratisierung“ in diesem Bereich statt (Demos – griech. das Volk -> aka die Crowd). Es sind nicht mehr die Hersteller, die vorgeben, wie Uhren auszusehen haben und welche Features sie bieten sollten, sondern die Uhren-Community selbst. Unerhört, oder? ;)
Und eines ist sicher: Uhren-Fans bzw. die Uhren-Community (Crowd) weiß ziemlich genau, was sie will. Nur eben mancher Hersteller nicht. – Doch genug der Schelte für die etablierten Uhrenhersteller und das Lobpreisen der Microbrands. Lasst uns ein paar Newcomer und Microbrand-Uhren anschauen, die mir persönlich aufgefallen sind. Und dann urteilt selbst.
Die Auswahl habe ich so getroffen, dass für jeden etwas dabei sein sollte. Und preislich spielt sich das Ganze eh in einem sehr angenehmen und moderaten Bereich ab.
Viel Spaß also beim Entdecken und Stöbern :)
Microbrands – Tipp 1: Undone
Undone gibt es seit 2014. Die Marke eignet sich hervorragend, um zu zeigen, wie stark sich Microbrands nach Kundenwünschen ausrichten können (und wollen) – ohne dabei groteske Preise aufzurufen. Denn: Bei Undone bekommt Ihr nicht nur sehr schöne (Retro-)Uhren in der Preiskategorie 250 bis 500 Euro, man kann sich mithilfe eines Customizer sogar seine Wunschuhr selbst zusammenstellen. Inklusive Namen auf dem Zifferblatt – für 20 Dollar Aufpreis (ca. 17,50 Euro).
Das habe ich mal auf die Schnelle gemacht. Und so sieht es bei dem Modell Urban Tropical – mit „gealtertem“ Zifferblatt – aus:
Ihr habt hier zig Möglichkeiten zu konfigurieren: Es gibt mehrere Gehäusevarianten (z.B. Urban und Aqua – Dress Watch und Taucheruhr). Und die könnt Ihr in Sachen Gehäusefarbe, Zifferblatt, Lünette, Gehäuseboden, Zeiger und Leder-/Bänder derart vielseitig kombinieren, dass jedes Mal eine andere Uhr dabei herauskommt.
Seht selbst – am Beispiel des Urban Chronograph:
Es ist beeindruckend, was da für vergleichsweise wenig Geld in Sachen Customizing machbar ist.
Und wer sich nicht entscheiden kann, der kann die Uhren natürlich auch „fertig“ und „ab Werk“ kaufen. Auswahl gibt es genug.
In der Urban Collection (40 mm, Plexiglas) setzt Undone übrigens auf ein Meca-Quartz-Werk (Seiko VK61), in der Aqua Collection (43,5 mm, Saphirglas) auf ein Seiko-Automatikwerk (NH35A). Beide haben einen guten Ruf und halten den Preis niedrig.
Update (2021): Mittlerweile bekommt Ihr Undone-Uhren auch auf amazon (Auswahl). Das macht die ganze Sache etwas unkomplizierter und angenehmer für alle, die nicht im Ausland bestellen möchten.
Hier ein paar weitere Modelle, die derzeit verfügbar und mir aufgefallen sind:
Fotos: amazon – Partnerlinks/Werbung
Und etwas robuster – diese Aquadeep-Modelle:
Fotos: amazon – Partnerlinks/Werbung
Sowie die Basecamp-Reihe:
Fotos: amazon – Partnerlinks/Werbung
Diese und einige weitere interessante Modelle findet Ihr auch in dieser Liste.
Microbrand-Uhren Tipp 2: Dan Henry
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Dan Henry bringt seit 2016 eine großartige Retro-Uhr nach der anderen raus. Und man merkt jedes Mal, dass jemand dahintersteckt, der Vintage-Designs und Uhren-Klassiker liebt und sie mit viel Stilgefühl neu auflegt. Das Ganze auch noch zu sehr moderaten Preisen. Denn: Die Uhren von Dan Henry liegen preislich und umgerechnet zwischen 175 und 265 Euro (200 bis 300 Dollar). Die Modelle tragen alle Jahreszahlen als Modellbezeichnung und geben damit gleichzeitig die Limitierung der Uhren an. Mein persönlicher Favorit ist derzeit das Modell „1964„.
Hier die verschiedenen Varianten inklusive ein paar Infos vom Gründer:
Preise:
Die 1964 kostet 250 Dollar (ca. 220 Euro) und Ihr bekommt sie im Gesamtpaket mit Stahl- und Lederband sowie einer Uhrenrolle. Der Durchmesser dieses Chronographen liegt bei 38 mm. Was ziemlich retro und derzeit ziemlich im Trend ist. Im Inneren schlägt auch hier ein Meca-Quartz Werk von Seiko (VK63). Weitere Werke, die Dan Henry bei den Modellen 1970 (Retro-Taucheruhr, Compressor-Look) und 1963 (Retro-Fliegeruhr) verwendet, kommen von Seiko (NH35 Automatik) oder von Miyota (6S20 Quartz).
Und vielleicht noch eine wichtige Info: Laut Website zahlen EU-Bürger bei einem Kauf keine Import-/Zollgebühren. Der Versand ist weltweit kostenlos.
Microbrand-Uhren Tipp 3: Baltic Watches
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Über eine halbe Million Euro konnte Baltic 2017 mit seiner ersten Uhr auf Kickstarter einsammeln. Das ist beachtlich. Und zeigt, dass der Bi-Compax Retro-Chronograph „001“ wohl den Nerv der Uhren-Community getroffen hat. So richtig aufgefallen ist mir aber eine andere Retro-Uhr der Franzosen…
Die Baltic Aquascaphe:
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Nicht zu übersehen: Es handelt sich hierbei um eine Retro-Taucheruhr. Der Durchmesser dieser Baltic mit dem Beinamen „The Toolwatch“ liegt bei 39 mm und ist ein eindeutiger Wink in die 60er Jahre. Damals waren Uhren dieser Art einfach mal kleiner im Durchmesser. Bestes Beispiel ist die legendäre Rolex Submariner – auch sie hatte damals einen kleineren Durchmesser als heute. – Die Aquascaphe gibt es in drei Varianten: Blue Gilt, Black & Silver und Black Cream. Der jeweiligen Bezeichnung könnt Ihr bereits entnehmen, welche Farbe Zifferblatt (Sandwich-Dial) & die Indizes bzw. die Leuchtmasse haben. Preislich startet der gelungene Retro-Diver mit sogenanntem bei 579 Euro mit Kunststoffband. Mit Retro-Stahlband im „Beads of Rice“-Stil liegt sie bei 659 Euro.
Einziger Haken: Es könnte schwer werden, eine zu bekommen. Laut eigenen Angaben war die letzte Charge bereis nach zwei Stunden ausverkauft. Man kann sich aber für einen Newsletter eintragen und wird als Interessent benachrichtigt. Wer es gar nicht mehr aushält, kann natürlich in Foren und auf ebay (Partnerlink/Werbung) suchen. Muss aber eventuell einen beachtlichen Aufpreis in Kauf nehmen.
Last but not least – ein kurzes Video:
Microbrands-Tipp 4: Circula
Wem es nicht geheuer ist, im Ausland zu bestellen, für den gibt es natürlich auch einige deutsche Microbrands. Circula zum Beispiel. Gründer dieser jungen Uhrenmarke sind ein Enkel und Großvater mit Uhren-Background. Schöne Geschichte eigentlich. Circula kommt aus der Gold- und Uhrenstadt Pforzheim und hat sich Ende 2017 über Kickstarter finanziert.
Das Beste daran: Circula-Uhren sind laut eigenen Angaben Swiss Made bzw. Made in Germany. Es steht sogar stolz auf den wirklich schönen Zifferblättern mit Sonnenschliff. Preislich liegen die günstigsten Circula-Uhren um die 200 Euro (Quarz). Es muss also nicht immer Japan oder China sein. Und was das Design angeht, so geht es zurück in die 50er Jahre.
Im Inneren findet Ihr ein Werk des Schweizer Herstellers Ronda (Quarz 503), der Durchmesser liegt bei 39 mm und das herllich gewölbte und gehärtete Mineralglas gibt den Uhren einen ordentlichen Retro-Look:
Die Circula bekommt Ihr in verschiedenen Zifferblatt- und Gehäusefarben, mit Leder- oder Metallband. Erhältlich sind die Uhren dieser Microbrand aus Pforzheim (noch) direkt auf der Website.
Update: Mittlerweile hat Circula nicht nur günstige Quarzuhren im Programm – mit den mechanischen-Reihen Klassik und Heritage geht es eindeutig in eine anspruchsvollere und etwas höherpreisige Richtung:
Die Preise der Klassik beginnen bei rund 400 Euro, die Heritage startet bei rund 900 Euro.
Und: Seit 2020 ist sogar eine Retro-Taucheruhr dabei – die Aquasport zum Preis von rund 500 Euro:
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Tipp 5: Vandaag – Schallmauer Chronograph
Bleiben wir in Deutschland. Genauer: in Norddeutschland. Hier hat Vandaag (Plattdeutsch: heute) seinen Sitz. Die Marke ist jung, die Gründer aber alles andere als unbedarft, was die Produktion von Uhren angeht:
„Für Uhrenmarken auf der ganzen Welt haben Thomeczek und Benkus Uhren entwickelt und designt und zudem Firmen beraten – darunter beispielsweise Joop und das Schweizer Militär.“ (Quelle: Weser-Kurier)
Und da ich die Uhren bereits anderweitig ausführlich vorgestellt habe, zitiere ich mich mal selbst:
„Plus eine weitere recht bekannte Microbrand, die seit ein paar Jahren ziemlich gelungene Retro-Uhren auf den Markt bringt und auch schon hier im Blog stattgefunden hat. Mehr kann bzw. darf ich nicht verraten. Sorry… – Nur so viel, für mich waren das bereits zwei ziemlich gute Gründe, diese norddeutsche Microbrand etwas ernster zu nehmen und mir ihre Uhren genauer anzuschauen.“
Und weiter:
„…was soll ich sagen, diese Retro-Pilotenuhr hat mich auf Anhieb angesprochen. Nicht zuletzt, weil sie mir ziemlich vertraut vorkam… Der simple Grund: Die Vandaag Schallmauer kombiniert gleich mehrere Elemente klassischer Fliegeruhren – und deren Nachkommen. Einige davon habe ich in meiner Sammlung. Kein Wunder also.“
Bei diesen Retro-Fliegerchronographen handelt es sich übrigens um Quarzuhren. Also nichts, für eingeschworene Mechanik-Fans. Die Uhr gibt es in drei verschiedenen Varianten: Oben seht Ihr die „Tradition“. Es gibt noch eine Variante in Blau (Zifferblatt und Lünette) und eine in komplett Schwarz (inkl. schwarzem DLC-Gehäuse). Die Preise liegen bei 299 bzw. 329 Euro.
Update 2022:
Mittlerweile gibt es die Schallmauer auch in einer Automatik-Version – mehr dazu hier:
Hands-On/Test: VANDAAG Schallmauer Automatik Chronograph (Preis & Live-Fotos)
Microbrands-Tipp 6: Spinnaker
Spinnaker, 2013 gegründet, ist eine Microbrand, die in recht kurzen Abständen neue und immer wieder interessante Modelle auf den Markt bringt. Dabei gefällt mir persönlich vor allem die Vintage-Linie. Dazu gehört auch die oben abgebildete Retro-Taucheruhr namens Bradner (amazon-Partnerlink/Werbung) zum Preis von 235 Euro. Die Uhr habe ich Euch bereits in den Favoriten vorgestellt.
Nun, rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft, bringt Spinnaker eine weitere interessante Taucheruhr in den eigenen Shop. Ihr Name lautet Tesei Titanium:
Eindeutig: Die Uhren bei Spinnaker werden immer interessanter – vor allem in Sachen Preis. Denn wir sprechen hier von einer Titan-Taucheruhr mit 43 mm Durchmesser und einem Automatikwerk zum derzeitigen Aktions-Preis von rund 300 Euro (statt 520 Dollar). Das ist mal ein sehr ordentliches Preis-Leistungsverhältnis. Und das gilt für nahezu alle Spinnaker-Uhren mit Automatikwerk. Schaut Euch einfach mal ein wenig um.
Weitere interessante Spinnaker-Modelle findet Ihr in dieser Übersicht, die ich für Euch zusammengestellt habe. Unter anderem dabei sind diese Modelle:
Fotos: amazon – Partnerlinks/Werbung
Auf der Website könnt Ihr die Uhren zwar auch bestellen, müsst dann aber genau nachrechnen, ob sich das auch wirklich lohnt. Denn es kommen sehr wahrscheinlich noch Mehrwertsteuer (19%) und Zollgebühren hinzu. Mitunter sind die auf amazon (siehe ZEIGR-Liste) verfügbaren Spinnaker-Uhren günstiger und stressfreier zu bekommen, da der Versand innerhalb der EU erfolgt.
Schaut und rechnet einfach mal. Das gilt übrigens auch für alle Tipps hier, sofern sie denn aus dem Ausland versenden. Und achtet auch immer auf das Thema Garantie. 12 Monate sollten es mindestens sein.
Kommen wir nun zu einer jungen Uhrenmarke aus Frankreich:
Microbrands – Tipp 7: Fonderia Lab x ZEIGR
Kommen wir zu einer italienischen Microbrand namens Fonderia Lab – 2016 gegründet und auf Retro-Uhren spezialisiert. Hinter Fonderia Lab steht die doch etwas größere Lowell Group mit Sitz in Modena.
Das erste Mal ist mir diese Microbrand auf der Baselworld begegnet. Das zweite Mal sind mir die erschwinglichen Retro-Uhren dann auf der Inhorgenta 2020 aufgefallen. Vor allem die Modellreihe Taliedo. Ausgestellt war sie dort in diversen Farben – in der Quarz- als auch in der Automatik-Variante:
Die Uhren haben mich mit ihrem 70er-Jahre-Design sofort angesprochen. Und zwar so sehr, dass ich sie mittlerweile im ZEIGR-Shop (Werbung) aufgenommen habe.
Aber zurück: Als ich vor Ort nach dem Preis fragte, staunte ich nicht schlecht. Die Taliedo Quartz-Modelle bekommt man nämlich bereits ab ca. 120 Euro, die Automatik-Version ab ca. 240 Euro. Dabei schlägt im Inneren der 40-mm-Uhr das bewährte und von Microbrands gern genutzte SEIKO-Automatikwerk NH35:
Und bei solchen Preisen stellt sich nicht wirklich die Frage, zu welcher Variante man aus meiner Sicht greifen sollte, oder? :)
Es sei denn, die aktuellen Zifferblattfarben Schwarz, Weiß und Blau der Taliedo Automatic sagen einem nicht zu. In dem Fall findet man bei den Quarz-Varianten mit dem Miyota-Werk 2115 deutlich mehr Auswahl. Vor allem was die Bänder (Leder, Stahl, Nato-/Textil) und Gehäuse (Stahl, Gold) angeht.
Natürlich lässt sich aber auch die Automatik-Version nachträglich „modden“ – zum Beispiel mit einem ZEIGR-Lederband (Werbung):
Oder: Am Metallband für derzeit 149 Euro im ZEIGR-Shop-Sale (Werbung)
Kommen wir nun zu ein paar Uhren, die in den Bereich robust und outdoor fallen.
Tipp 8: BOLDR Supply Co.
BOLDR ist eine eine ziemlich interessante Microbrand aus Singapur. Der Grund: Sie hat erschwingliche Titan-Uhren im Sortiment (ähnlich wie Bertucci). Bereits ab 299 Dollar bzw. 299 Euro bekommt Ihr die mechanische (!) Field Watch Venture in verschiedenen Ausführungen:
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Das Titan-Gehäuse dieser Outdoor-Uhr misst 38 mm, ist 200 Meter wasserdicht und beherbergt das bewährte Seiko-Automatikwerk NH35A. Das wiederum kennen wir bereits von anderen Uhrenmarken in diesem Artikel: Undone, Dan Henry, Fonderia etc.
Die Venture kommt von Haus aus an einem Nato-Band – man kann aber gegen Aufpreis ein Titan-Band dazubestellen (109 Dollar). Und das lässt die Titanuhr gleich mal ganz anders wirken, wie diese Sonderedition mit dem Graffiti-Künstler Chaigo zeigt:
Wer es in Sachen Werk gern etwas edler und im Durchmesser größer hätte, für den könnte die BOLDR Expedition etwas sein:
In diesem Fall haben wir ein Stahlmodell mit einem Durchmesser von 41 mm. Im Inneren schlägt das Swiss Made Automatikwerk Sellita SW200-1. Dieses Werk hat sich mittlerweile als gute Alternative zum ETA 2824-2 etabliert und kommt entsprechend oft zum Einsatz – vor allem bei bekannteren Uhrenmarken.
Der Preis der BOLDR Expedition liegt bei 599 Dollar (bzw. 599 Euro), was angesichts des eingesetzten Werks mehr als fair ist. Andere Uhren mit diesem Werk sind in der Regel weitaus teurer.
Microbrand-Tipp 9: RZE – Titan only
Bleiben wir in Singapur und beim Thema Titan-Uhren – und irgendwie auch bei Boldr. Denn: Einer der Gründer, Travis Tan, ist dort ausgestiegen und hat 2020 eine weitere Microbrand gegründet. Ihren ersten großen Aufschlag hatte sie auf Kickstarter. Zunächst unter einem anderen (deutschen) Namen – den man jedoch später in in die Kurzform RZE umwandelte.
Die Gründe für die Namensänderung waren zum einen markenrechtlicher Natur, zum anderen hörte man wohl auf das Feedback aus der Uhren-Community – vor allem der deutschen :) So kam es zur neuen Schreibweise RZE.
Aber zurück zu Kickstarter: Laut eigenen Angaben war das Finanzierungsziel binnen sechs Minuten erreicht. Was nicht wundert, denn das erste Modell namens RESOLUTE hat ein wirklich interessantes und recht eigenständiges Design. Das Gehäuse ist aus Titan und mit reichlich Ecken und Kanten versehen. Kurzum: Ziemlich markant. Und genau mein Ding.
Hier seht Ihr die Variante in Arctic Grey – mit neuem Namen/Schreibweise, Logo und am Titanband:
Daten & Preis:
Der Durchmesser der Uhr liegt bei angenehmen 40,5 mm. Damit dürfte sie sich an den meisten Handgelenken gut machen – auch an etwas schmaleren. Preislich liegt die RZE Resolute mit dem bei Microbrands beliebten Automatikwerk Seiko NH35A (s.o.) bei 399 Euro. Zu diesem Preis bekommt Ihr sie am Textilband – am Titanband kostet sie 469 Euro. Zudem gibt es sie in weiteren Varianten bzw. Zifferblattfarben – aktuell in „Alpine White“ und „Carbon Black“ (Sponsored Link) .
Interessant: Alle Uhren von RZE sind aus Titan Grade 2 und mit einer hauseigenen Beschichtung namens Ultrahex versehen. Dabei soll es sich um eine Hartstoffbeschichtung handeln – ähnlich/vergleichbar mit PVD (Wikipedia). Und die soll dafür sorgen, dass das hier verwendete Titan um bis zu achtmal härter ist als Edelstahl. Was die Haltbarkeit angeht, so spricht der Hersteller von mehreren Jahren. Das erinnert ein wenig an bereits bekannte Beschichtungen wie DiaShield von Seiko oder Super Titanium von Citizen (mehr zum Thema – Beschichtung bei Titanuhren).
Ein weiteres RZE-Modelle ist die Taucheruhr Endeavour – ebenfalls mit automatischem Seiko-Werk und ab 469 Euro:
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Sowie das Chronographen-Modell Valour mit Mecaquartz-Werk – ab 369 Euro:
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Gut zu wissen: RZE kommt zwar aus Singapur – hat jedoch einen europäischen Onlin-Shop (Sponsored Link) mit Sitz in Deutschland, versendet die Uhren kostenlos und gibt zwei Jahre Garantie. Sollte es also mal Probleme geben – sind die Wege kurz. Auch das ein Pluspunkt.
Microbrand-Uhren – Tipp 10: Wolbrook Watches / Douglas
Wolbrook (bzw. Douglas) ist im eigentlichen Sinne keine neue Microbrand – sondern eine wiederbelebte. Den großen Aufschlag hat die französische Uhrenmarke mit einer Kickstarter-Kampagne eines sogenannten Skindivers gemacht, den kein Geringerer als Neil Armstrong getragen haben soll. Und zwar vor seinem Flug zum Mond, als er noch NASA-Testpilot war. Neben der legendären Omega Speedmaster Moonwatch ist dies also eine weitere die Uhr, die man in Zusammenhang mit dem ersten Menschen auf dem Mond bringen kann.
Das Modell, das Neil Armstrong laut seinem Bruder Dean getragen haben soll und 2019 versteigert wurde, trug jedoch den Namen der Wolbrooks-Tochtermarke „Douglas„.
Und so sahen diese Modelle in den 60er Jahren aus:
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Wolbrook Skindiver Worldtimer
Mal abgesehen vom Mythos, den Neil Armstrong umgibt, die Uhren wären auch so für Vintage- und Retro-Fans in Sachen Design und Optik interessant. Nicht zuletzt, weil man sie während der Kickstarter-Kampagne als neu aufgelegten Wolbrook Skindiver Worldtimer bzw. Douglas Skindiver in verschiedenen Varianten und ab 129 Euro (Quarz) bzw. 279 Euro (Automatik) bekommen konnte.
Tja, und was soll ich sagen. Ende 2019 war ich einer der Unterstützer – und habe meine Wolbrook im August 2020 erhalten. Seitdem habe ich sie gern und oft getragen. Vor allem an meinem selbstzusammengestellten Bund-Strap – bestehend aus einem ZEIGR-Strap „All Black“ und der Unterlage eines Eulit-Bands, das ich noch hatte:
Die Uhr macht sich aber auch am „normalen“ Lederband, Nato- oder an einem Band im „Tropical-Stil“ gut:
Dieses wasserfeste Kautschukband ist im übrigens im ZEIGR-Shop erhältlich (Werbung).
Preislich beginnen diese Uhren heute bei 199 Euro (Quartz) bzw. 429 Euro (Automatik). Mittlerweile gibt es auch einen Chronographen – in verschiedenen Ausführungen:
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Die Preise beginnen bei 299 Euro (Meca-Quartz).
Und dann wäre da noch ein Update des Skindiver – in Form einer Taucherlünette und einem etwas anders gestalten Zifferblatts – das dem einen oder anderen Vintage- und Retro-Uhren-Fan sicherlich bekannt vorkommt ;)
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Die Preise beginnen hier ab 389 Euro (Automatik).
Was die Werke angeht, so setzt Wolbrook bei den mechanischen Modellen auf Citizen/Miyota und bei den Quartz-Varianten auf Seiko Mecaquartz.
Microbrands – Tipp 11: H.G.P. Dive Watches – mit Original Monnin-Gehäuse
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Wir bleiben bei Wolbrook, denn diese französische Microbrand hat ihre „Finger“ noch in einem weiteren interessanten Uhren-Projekt namens H.G.P.
Die Abkürzung steht für „Hommes Grenouilles de Paris“ (Froschmänner von Paris), was wiederu für ein bekanntes Geschäft in der Seine-Metropole steht, das von 1970 bis in die 90er Jahre Taucherausrüstungen für Profis und Amateure führte. Dazu gehörten auch Taucheruhren, die H.G.P. unter anderem in Zusammenarbeit mit dem Gehäuseproduzenten Georges Monnin, produzierte.
Wem der Name Monnin nichts sagt: Es gibt einige sehr interessante Vintage-Taucheruhren mit diesen Gehäusen, die bei Sammlern recht begehrt sind.
Unter anderem diese Heuer mit der Referenz 844:
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Die Tag Heuer vor einiger Zeit als modernisierte Re-edition bzw. als limitierte Aquaracer für rund 5.000 Euro neu aufgelegt hat:
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Wer es etwas „originalgetreuer“ und günstiger mag, der ist bei H.G.P. richtig.
Unter dem Namen „Commando“ bekommt Ihr zu einem von unter 500 Euro eine ziemlich gelungene und detailgetreue Neuauflage dieser Taucheruhr. Und wie gesagt, das Gehäuse kommt vom Original-Produzenten. Das hat schon was.
Im Inneren findet Ihr ein Automatikwerk von Seiko (NH38), das H.G.P. inhouse noch einmal reguliert (±15 Sekunden pro Tag und einem Abfallfehler von 0,6ms).
Wer es gern noch günstiger und ganggenauer hätte, der greift zur einer der Quartz bzw. Meca-Quartz-Varianten (Seiko VH31). Die liegen aktuell zwischen 260 Euro und 300 Euro – je nach Wahl des Bandes:
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Und für alle Fans von GMT-Uhren – hier gibt es ebenfalls einige schöne Automatik-Varianten (Seiko NH34) für aktuell 500 bis 540 Euro:
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Soweit also meine Microbrand-Tipps und Favoriten. Ich hoffe, dass die eine oder andere Inspiration dabei war :)
Lese-Tipps:
Wer nicht genug vom Thema Microbrands bekommen kann – hier noch ein paar Zugaben bzw. ausführlichere Artikel:
Buchtipp:
- Mrwatch93 (Autor)
Letzte Aktualisierung am 19.09.2024 um 03:16 Uhr / Bild(er): Amazon API // Partnerlink(s)/Werbung. Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Verkäufen.
ZEIGR-Artikel:
Geheimtipp? Bertucci-Uhren – Field Watches in Titan, Stahl & Resin (Microbrands)
Microbrands aus Deutschland: Vintro Chronograph Le Mans 1952 in Weiß
Microbrands aus Deutschland: Circula Klassik Automatik in Weiß
Méraud – Retro-Taucheruhr (ZEIGR News-Artikel)
*Partnerlink/Werbung – was ist das?
Aktualisierter Artikel – erstmals erschienen 17. November 2018
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