Uhren am Perlonband – dezente Alternative zum Nato & Zulu

Perlonband Titel
(Lesezeit: 7 Min.)

Für alle, die keine eingefleischten Uhren-Fans sind: Nato, Zulu und Perlon entstammen keinem Fliegeralphabet – es sind vielmehr Uhrenband-Varianten, die sich bei Watch-Nerds großer Beliebtheit erfreuen. Vor allem Nato- und Zulu-Bänder sind ein Riesen-Thema. In diesem Artikel soll es allerdings um das etwas weniger beachtete Perlonband gehen.

Und gleich mal eine steile These hinterher: Nato-Bänder sind eine tolle Sache –  noch besser sind Perlonbänder. Oder etwas weiter gefasst: Jede Variante von einfachen Durchzugsbändern. Sie sind die simpelste Form eines Nylonbandes, das man sich samt Uhr um den Arm binden kann. Ein einteiliges Uhrenband, das man binnen weniger Sekunden unter das Gehäuse fädelt. Fertig! Neues Band, neuer Look. – Kein Werkzeug, kein Uhrmacher, keine Kratzer am Gehäuse. 

Gut, das gilt natürlich auch für Nato-Bänder. Die sind ähnlich praktisch. Warum ein Perlonband dennoch die bessere Wahl sein könnte? Weil weniger mehr ist.

Luftige Perlonbänder – mit Freibad-Charme

Uhren am Perlonband Eulit

Das Perlonband und seine Vorteile

   
  1. Es trägt nicht so dick auf wie die anderen Bänder. Natos und Zulus sind „doppellagig“. Unter der Uhr befinden sich also immer zwei Lagen Textilband. Die Uhr sitzt dadurch recht hoch auf dem Handgelenk. Je dicker das Material, desto höhergelegter die Uhr (Faktor 2):

    Natoband eingefädelt Rückseite
    Nato-Band – doppellagig

    Das mag nicht jeder – und es passt auch nicht zu jeder Uhr. Ein klassisches Perlon- oder einfaches Durchzugsband hingegen ist einlagig – und damit wesentlich dezenter:

    Perlonband einfädeln Omega Speedmaster Rückseite
    Perlonband – einlagig
  2. „Perlons“ sind ideal für den Sommer. Sie sind recht großmaschig gearbeitet und damit schön luftig zu tragen. Das verringert den Schweißfaktor enorm:

    Perlonband Gegenlicht
    Vor allem für verchromte Vintage-Uhren ist dies von Vorteil. Denn: Schweiß und einige Metallgehäuse vertragen sich nicht so gut. Das gilt insbesondere für die aktuell sehr beliebten Bronze-Uhren 

  3. Auch Allergiker dürften sich am Perlonband erfreuen. Weniger Schweiß als beim Nato-Band und ebenfalls kein direkter Kontakt mit dem Metall der Uhr – das kann von großem Vorteil sein 

  4. Trotz seiner Einfachheit ist dieses Textilband ziemlich strapazierfähig.  Wasserfest sowieso. Und es lässt sich problemlos reinigen. Per Hand oder in der Waschmaschine

  5. Ebenfalls ein Pluspunkt: Dank der luftigen Maschen braucht dieses Gewebeband keine eigens in das Material gestanzten Löcher für die Dornschließe. Es sind ja bereits genügend Lücken vorhanden. Man kann es „stufenlos“ ans Handgelenk anpassen:

    Perlonband stufenlos umbinden
  6. Das Webmuster oder „Web-Design“ (Wortwitz!) von Perlonbändern ist eine schöne Abwechslung zu den typisch engmaschigen Nato-Straps. Die sind mittlerweile recht mainstreamig geworden – dank diverser Modeuhren-Marken. Wer also Nato-Bänder über hat (oder noch nie mochte), für den könnte ein Perlon- bzw. einfaches Durchzugsband eine schöne Alternative sein  

Und wer sich nun fragt, woher er das typische Gewebemuster von Perlonbändern kennt: Aus dem Schwimmbad natürlich. Wahrscheinlich hat jeder von uns an so einem Band den Schrankschüssel am Arm befestigt. Oder am Fußgelenk. Was ich übrigens nie verstanden habe. Ich war immer „Team Hand“ ;)

(Mehr zum Background des Perlon-Uhrenbands – hier)

Welches Perlonband kaufen? 

Eine sehr gute Frage, die mir neulich auch ein Freund stellte.

Dazu eine kurze Geschichte vorab: Sven, der besagte Freund, hatte bisher nicht viel mit Uhren am Hut. Wir hatten uns längere Zeit nicht gesehen und bei einem Treffen sprachen wir natürlich auch über ZEIGR und meine Uhren-Obsession. Tja, nu. Was soll ich sagen. Er besitzt jetzt selbst rund ein Dutzend Vintage-Uhren. Und in diesem Zusammenhang fragte er nach einem guten Perlonband. Ich trug an dem Tag meine Vintage-Glashütte an einem braunen Perlon. Es gefiel ihm. 

Glashütte Spezichron Vintage Revision Reparatur Perlonband

Um ehrlich zu sein, fiel mir aber kein konkreter Tipp für ihn ein. Außer: „Schau mal auf ebay, da habe ich meins gekauft. Keine Ahnung welcher Hersteller. Für fünf Euro oder so.“ Das half Sven nicht wirklich weiter. Zudem ist er anspruchsvoll. Es sollte nicht irgendein Band sein. Und wenn es geht, dann auch nicht von ebay. – Es wurmte mich ein wenig, dass ich ihm keinen vernünftigen Tipp geben konnte.

Also recherchierte ich und stieß dabei auf diesen Blog-Artikel von Gear Patrol zum Thema „Perlon Straps“ (klingt nach Rotlicht und Moulin Rouge, ich weiß). Den Artikel fand ich interessant – und die dort vorgestellten Bänder ebenso. Dabei fiel mir ein, dass ich mit einem der Hersteller, Eulit aus Deutschland, bereits in Kontakt war. Also kaufte (!) ich drei Varianten – direkt beim Hersteller und ohne Hinweis auf diesen Artikel. Die Bänder habe ich in einer Bandbreite von 20 mm und in unterschiedlichen Farben bestellt – Schwarz, Braun und Grau-Blau: 

Eulit Perlonband - Kristall Panama Palma

Machen wir es kurz: Mein Favorit von den dreien ist das Eulit Kristall links (s. ZEIGR-Shop – Werbung) für 18,90 Euro. Es fühlte sich auf Anhieb richtig am Arm an. Nicht zu weich, nicht zu hart.

Oder wie der Hersteller schreibt: 

„Dieses besonders fein geflochtene Perlonband ist durch seine Oberflächenversiegelung gegen Schmutz und Nässe geschützt, äußerst langlebig, widerstandsfähig…“ 

Yepp, genau den Eindruck machte es auch auf mich. Also habe ich es auch direkt in das Sortiment meines Shops aufgenommen. 

Ein weiterer Grund für meine Begeisterung: Dank der clever konzipierten Schließe und der Feinmaschigkeit lässt es sich problem- und stufenlos auf den richtigen Handgelenksumfang einstellen. Und damit ist vor allem die Länge des Bandes gemeint. Denn: Man muss es zum Kürzen nicht schneiden (siehe Nato-Band kürzen), sondern schiebt die Überlänge einfach unter das Band:

Perlonband Schließe

Perlonband kürzen Schließe

Perlonband kürzen

Es bleibt vollkommen intakt – und kann bei Bedarf sogar jederzeit „verlängert“ werden. Großartig gelöst – ich bin begeistert. Und gegen den Preis kann man wirklich nichts sagen. 

Einzig die Schließe wirkte auf mich beim ersten Betrachten etwas (zu) filigran und dünn – zumindest der untere Teil. Sie ist jedoch erstaunlich solide. Lässt sich kein Stück verbiegen. Ich hab´s ausprobiert ;) Und: Das insgesamt wenige Material bzw. Metall macht das Band schön leicht und angenehm zu tragen. Das ist wiederum der Vorteil dieser Schließe. 

Dasselbe gilt übrigens für das zweite Perlonband – namens Panama (18,90 Euro im ZEIGR-Shop – Werbung): 

 

Eulit Panama Dunkelbraun

Es ist die etwas „gröbere“ und minimal steifere Version des „Kristall“ – es hat dieselbe Schließe. Ebenfalls ein schönes Band, das sich im Prinzip nur in der Webart unterscheidet. Wie gesagt, auch dieses Perlonband bekommt Ihr im ZEIGR-Shop (Werbung).

Anders sieht es beim dritten bestellten Eulit-Band namens Palma aus (ca. 16-20 Euro). Zugegeben, es hat eine sehr schöne Web-Struktur und eine solide wirkende Schließe: 

 

Foto: amazon/Partnerlink/Werbung*

Allerdings kommt der Dorn der Schließe kaum durch das Band durch bzw. nur mit ordentlich Kraftaufwand.

Eulit Palma am Arm Schließe

Meine ersten Versuche, es umzubinden sahen garantiert unbeholfen bis leicht entnervt aus. Es schien anfangs nicht sonderlich alltagstauglich zu sein. Was wirklich schade gewesen wäre. Bis ich dann den Trick herausgefunden habe…

Leider lässt er sich nur schwer erklären. Ich versuche es trotzdem: Beim Umbinden ist es so eine Art „Ziehen-Hebeln-Drücken“-Bewegung, die den Dorn durch das Band treibt. Der Zeigefinger liegt dabei unter dem Dorn und hilft beim „Reinhebeln“. (Keine Ahnung, ob Euch das irgendwie weiterhilft – ist aber so ;)).

Wenn man den Trick kennt, dann geht´s. Das erste Auspacken und Umbinden war aber alles andere als ein Highlight. Eher das Gegenteil. – Und: Man muss das Band gleich in der richtigen Länge kaufen. Ein praktisches und schnittfreies Kürzen bzw. Anpassen wie bei den anderen Bändern ist hier leider nicht möglich. Was wahrscheinlich mit der Dicke und der etwas steiferen Beschaffenheit des Palma zusammenhängt. Sie dürfte für das Schließenkonzept der anderen beiden Bänder eher ungeeignet sein. 

Hier die drei Bänder und die zwei Schließen-Varianten noch einmal im Vergleich: 

Eulit Perlonbänder Kristall Panama Palma

Eulit Bänder Unterschiede

Fazit:

Wenn Ihr auf der Suche nach einem vernünftigen Perlon-Band seid, dann kann ich Euch aus meiner Sicht das feinmaschige und dennoch luftige Eulit Kristall (s. ZEIGR-Shop – Werbung) ans Herz legen.

Uhren am Perlonband Eulit

Eulit Kristall Perlon-Band

Perlonbänder Gewebe

Das Eulit Panama ist die etwas „gröbere“ Variante. Auch schön – und wem das dickere Web-Muster besser gefällt, greift zu diesem Perlonband. Beide Bänder bekommt Ihr in verschiedenen Farben und Bandbreiten – mit silberner oder goldener Schließe.

Das etwas teurere Palma ist sehr schön gewebt – keine Frage. Man muss aber wissen, dass es beim Umbinden ein wenig störrisch sein kann (siehe oben). Hat man jedoch den Trick einmal raus, seine Bandlänge eingestellt und ein Loch im Band gefunden, das immer wieder verwendet wird, dann ist es kein Problem mehr. Das Band „merkt“ sich gewissermaßen diesen Punkt. 

Eulit Palma Omega Speedmaster Moonwatch

Das Preis-Leistungsverhältnis scheint mir bei allen Bändern mindestens gut zu sein. Final festlegen würde ich mich allerdings erst nach ein paar Wochen und Monaten tragen – wenn ich die Bänder ordentlich beansprucht habe. Zudem will ich sehen, ob und wie sie sich in der Breite verändern. Denn zwei von den Bändern, die etwas „gröberen“ Palma und Panama, sind laut meinem Messen eher 19 mm breit – statt 20 mm. Das feinmaschige Kristall hingegen liegt bei guten 20mm. Mal schauen, ob sich das eventuell nach längerem Tragen noch ändert.

Soweit also zu den Eulit-Bändern. 

Wie gesagt, das Eulit Kristall findet Ihr im ZEIGR-Shop (Werbung). 

Weitere nützliche Tipps & Hersteller: 

Für alle Nato- und Perlonbänder gilt: Bei längerem Tragen können sie zunehmend weicher werden. Lasst Euch also beim ersten Umbinden und einer gewissen Steifigkeit nicht sofort entmutigen. Die Bänder sollten jedoch nicht „bretthart“ sein. Mitunter geht dann gar nichts mehr. Solche Fehlkäufe habe ich leider auch schon gemacht. Und: Bänder waschen bzw. nassmachen soll helfen, sie etwas flexibler zu bekommen. Probiert es einfach aus.

Last but not least: Natürlich gibt es weitere Hersteller von Perlonbändern. Beispielsweise Minott, Eichmüller, Marburger oder Clockwork Synergy und viele weitere. 

Hier ein paar diese Bänder – in unterschiedlichen Farben und als kleine Inspiration: 

Fotos: amazon/Partnerlinks/Werbung*

 

Und wer keine Lust auf die Einteiler hat – zweiteilige Perlonbänder gibt es ebenfalls:

 

Foto: amazon/Partnerlink/Werbung*

All diese Bänder habe ich selbst noch nicht getragen oder ausprobiert. Also alles ohne Gewähr. Achtet einfach auf die Bewertungen/Rezensionen. 

Bezugsquellen: 

Eine kleine Auswahl an Perlonbändern habe ich Euch mal in dieser amazon-Liste (Partnerlink/Werbung*) zusammengestellt. 

ebay (Partnerlink/Werbung*) ist natürlich eine weitere Option – nicht unbedingt für meinen oben erwähnten Freund Sven, aber vielleicht ja für Euch :) 

Und nun: Viel Spaß beim Stöbern!   

 

Update/Nachtrag: 

Es gab von zwei Lesern Anmerkungen bzw. Ergänzungen zu diesem Thema, die ich Euch nicht vorenthalten möchte.

Interessant dabei ist, dass eine Anmerkung aus dem Uhrforum als Direktnachricht kam – kritisch, aber höflich. Die andere:  Passiv-aggressiv und öffentlich – auf Facebook. Von einem – laut eigener Aussage – Uhrmacher. (Hätte übrigens nicht gedacht, dass Uhrmacher so „hysterisch“ und aufgeregt sein können. Kenne nur nette und ruhige ;)). 

Wie auch immer, in beiden Anmerkungen steckte etwas, das diesen Artikel sinnvoll ergänzen kann:  

Punkt 1 

Betrifft die Kategorisierung, wenn es um Durchzugsbänder, Nato-Bänder, Perlonbänder geht. Hier in Kürze, wie ich unterscheide: 

Durchzugsbänder – die übergeordnete Kategorie. Alle doppelten und einfachen Bänder. Egal welches Material. 

Dann: 

klassisches Nato- oder Zulu-Band – ein doppellagiges Band (egal welches Material)

einfaches Durchzugsband (einlagig, egal welches Material) 

Das Perlon ist demnach ein einfaches Durchzugsband. Einlagige „Nato-Bänder“ (z.B. aus Nylon), fallen ebenfalls in die Kategorie „einfaches Durchzugsband“. Strenggenommen dürfte man sie übrigens nicht als Nato-Bänder bezeichnen (was dennoch viele tun), weil ihnen die „Sicherung“, die zweite Lage Band, für den ursprünglichen Militäreinsatz fehlt. Zumindest nach meinem Wissenstand. Korrigiert mich gern. 

Punkt 2 

Oben habe ich die Vorteile eines Perlonbands aufgelistet. Es gibt aber auch einen möglichen Nachteil. Je nachdem, wie weich oder hart das Band ist, kann es an der Unterseite des Gehäuses scheuern und Spuren hinterlassen. 

Bei Vintage-Uhren kann man das gelegentlich sehen. Sie haben dann einen Streifen auf dem Gehäuseboden – meist nach langem Tragen an einem Durchzugsband. Man könnte es als eine Art „Schmirgel-Effekt“ durch Bewegung bezeichnen. Achtet also darauf, dass Euer Perlon- bzw. Durchzugsband möglichst weich ist. Dass nun so ein Perlonband für das Gehäuse das „Schlimmste“ überhaupt ist (so der besagte Uhrmacher) – na ja… etwas zu viel Drama und Alarmismus in meinen Augen. Facebook eben. 

Und für die ganz Ängstlichen: Am besten Uhren gar nicht mehr tragen. Sie könnten Trage- und Gebrauchsspuren abbekommen… Undenkbar ;) 

Last but not least – ein nützlicher Lese-Tipp: 

Tipp: NATO-Bänder kürzen (Video)

*Partnerlink/Werbung* – was ist das?

 

Aktualisierter Beitrag – erstmals erschienen am 19. Mai 2019

*Offenlegung/Transparenz: Als Ebay- & Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Verkäufen.