Rolex Sea-Dweller 16600 – die bessere Submariner?

Rolex Sea-Dweller 16600 T
(Lesezeit: 8 Min.)

Ja, sie sieht aus wie die wohl berühmteste Taucheruhr der Welt – wie eine Rolex Submariner. Ist sie aber nicht – weder das eine noch das andere. Obwohl sie etwas mehr Ruhm verdient hätte. Schließlich ist die Rolex Sea-Dweller, wenn man nur auf die Fakten schaut, die technisch bessere Taucheruhr. Sie kann mehr und ist im Portfolio von Rolex eine Art Upgrade zum hauseigenen Bestseller Submariner. Seit über 50 Jahren – seit 1967. – Und obwohl (oder weil?) die Sea-Dweller seit jeher ein wenig unter dem Radar läuft, habe ich mir 2012, nach langer und ausgiebiger Recherche, diese „bessere Submariner“ zugelegt. Meine Wahl fiel auf ein sogenanntes Discontinued Model, auf Rolex Sea-Dweller 16600 T mit dem Baujahr 2007/2008 (M-Serie).

Rolex Sea-Dweller 16600 T – in Bildern:

Rolex Sea-Dweller 16600 T

Rolex Sea-Dweller 16600 Stahlband & Schließe

Rolex Sea-Dweller 16600 T (Chrono24 | Sponsored Link) 

Warum ausgerechnet diese Variante? Nun, zum einen wollte ich eine klassische Rolex mit Geschichte in meiner Sammlung haben, die nicht ganz so mainstreamig wie die Submariner ist. Zum anderen zeichnete sich damals schon ab, dass nicht nur die „Subs“ kontinuierlich im Preis steigen, sondern auch die weniger „massentauglichen“ Modelle aus der zweiten Reihe. Also habe ich nach einer vielversprechenden und nicht ganz so oft produzierten Rolex gesucht. Eine, die ich mir leisten konnte und die eine oder andere Besonderheit hatte. Welche genau, dazu später mehr :)

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Widmen wir uns erst einmal der Geschichte der Sea-Dweller, bevor wir zu meiner Wahl kommen – und ob ich damals mit meiner Einschätzung in Sachen Wertsteigerung richtig lag.

Rolex Sea-Dweller – die bessere Submariner seit 1967

Rolex Sea-Dweller 16600 T

Diese Aussage dürfte so manchen Submariner-Fan ärgern bis provozieren. Schließlich trägt der eine oder andere seine innig geliebte Sub, um sich (eventuell) von anderen abzuheben. Er hat sich für eine luxuriöse Uhr entschieden, die gemeinhin als die ultimative Taucheruhr gilt. Tja, und dann kommt die Sea-Dweller daher. Immer einen Tick besser – und ebenfalls aus dem Hause Rolex.

Sicher, die Submariner ist eine großartige und legendäre Uhr. Mit einer Geschichte, die bereits 1953 beginnt – also weit vor der Sea-Dweller. Und dennoch: Die Sea-Dweller ist seit 1967 die konsequente Steigerung und technische Weiterentwicklung der Sub. Sie war von Beginn an für Profi- und Berufstaucher der französischen Firma Comex gedacht, deren Anforderungen einfach mal das überstiegen, was die Submariner zu dem Zeitpunkt leisten konnte. Vor allem, was die Tauchtiefe und das Thema Dekompression anging. Also nahm man das wasserdichte Oyster-Gehäuse der Sub, überarbeitete es und entwickelte gemeinsam mit Comex ein patentiertes Feature, das bis heute jede Sea-Dweller auszeichnet – und damals zu einer professionellen Taucheruhr machte:

Das Heliumventil

Es befindet sich bei jeder Sea-Dweller auf der linken Gehäuseseite – gegenüber der Krone:

Und so sieht die patentierte Konstruktion aus:

Heliumventil

Lasst es mich mal stark vereinfachen: Dieses Ventil sorgt für einen Druckausgleich und verhindert, dass das Uhrenglas bei der Dekompression in Taucherglocken, mit Sauerstoff und Helium angereichert, herausgesprengt wird. Ein Problem, das die oben erwähnten Comex-Taucher wohl mit ihren bisherigen Uhren hatten. Die Sea-Dweller löste es. Das Helium spielt hierbei eine besondere Rolle. Weitere Details und Informationen dazu – im Watch-Wiki.

Die Mutter aller Sea-Dweller – Referenz 1665

Und das ist sie, die erste offiziell erhältliche Sea-Dweller aus dem Jahr 1967. Wasserdicht bis 610 Meter – statt der 200 Meter der damaligen Submariner:

Erste Rolex Sea Dweller Ref . 1665 - Baujahr 1967

Heute ist die 1665 natürlich eine gesuchte Vintage-Uhr. Die Preise variieren stark, je nach Baujahr, Zustand und Zifferblatt-Variante (und davon gab es einige – Mark I bis IV). Plus: Wenn das Original-Zifferblatt mit dem alten Leuchtmittel Tritium bei einer Revision gegen ein neues getauscht wurde, kann dies den Preis bzw. Wert noch einmal erheblich minimieren. Es gilt wie immer: Je originaler, desto besser.

Kurzum: Aktuell liegt die Preisspanne bei 14.000 bis 30.000 Euro 20.000 bis 38.000 Euro  (Chrono24 – Sponsored Link – Update 2021).

Und um es noch einfacher zu halten – im Schnitt liegt die Referenz 1665 aktuell bei rund 22.000 Euro 29.000 Euro (Update 2021):

Preisentwicklung Rolex 1665 Grafik

Grafik & Quelle: Chrono24 – Watch Collection Tool (Sponsored Link)

Doch es sind ohne weiteres noch höhere fünf- und sechsstellige Preise drin. Erst recht, wenn es sich um eine besonders gesuchte Variante wie zum Beispiel die „Double Red“ handelt (siehe oben). Den Namen hat sie aufgrund des doppelten roten Schriftzuges – der sie als Sea-Dweller UND Submariner bezeichnet. Ebenfalls beliebt ist die sogenannte „Big White“. Und am seltensten dürfte die „Single Red“ sein, ein Prototyp, den es wohl nur ein paar mal gab.

Ebenfalls gesucht: Die Rolex-Referenz 5514. Eine Submariner, die mit dem besagten Heliumventil ausgestattet ist.

Und natürlich jede Sea-Dweller/Submariner, die den Comex-Schriftzug auf dem Zifferblatt bzw. Gehäuseboden trägt. Hier sollte man allerdings vorsichtig sein, denn es sind einige Fälschungen mit nachträglichem Comex-Schriftzug im Umlauf.

 

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Doch zurück…

…zu meiner Wahl in Sachen Sea-Dweller. Der Referenz 16600 T. Der Grund, warum ich mir damals keine 1665 zugelegt habe, ist recht einfach: Ich konnte sie mir nicht leisten :) Sonst hätte ich mir sehr gern diese vierstellige Referenz zugelegt. Sie war aber damals schon recht begehrt und lag um bzw. über 10.000 Euro. Also musste ich auf eine andere und spätere Sea-Dweller ausweichen.

Schauen wir also auf die Referenzen, die zum Zeitpunkt meines Kaufes (2012) verfügbar waren – inkl. ein paar weiterer Details:

 

  • Rolex Sea-Dweller Ref. 1665 – Produktion von 1967 bis 1977, wasserdicht bis 610 m (Submariner: 200 m), Plexiglas, Gehäuse: 40 mm

 

 

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  • 16660 – erste fünfstellige Referenz, auch Triple Six genannt – gebaut von 1978 bis 1988, 1220 Meter wasserdicht (Submariner 200-300 m), Saphirglas, Gehäuse: 40 mm

 

 

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  • 16600 – Produktion von 1988 bis 2008 – jedoch 2004 bis 2008 mit neuem Gehäuse, ohne „Löcher“ und dem Zusatz „T“, wasserdicht 1220 Meter (Submariner 300 Meter), Gehäuse: 40 mm

 

Rolex Sea-Dweller 16600

 

 

  • 116660 – Rolex Sea-Dweller Deepsea – ab 2008, die bis dahin größte und wuchtigste Sea-Dweller – wasserdicht bis 3.900 Meter (Submariner 300 Meter), Gehäuse: 44 mm

 

 

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Qual der Wahl: Rolex Sea Dweller 16600 T vs. Triple Six (Ref. 16660) vs. Ref. 16600 Tritium

Was die sogenannte Triple Six (16660, s.o.) und die frühen 16600er (vor 1999) angeht – auch sie überstiegen oft mein damaliges Budget. Die meisten von ihnen hatten das bei Vintage-Sammlern beliebte gelblich-gealterte Tritium-Zifferblatt und waren entsprechend teurer – allerdings auch eine gute Geldanlage. An Uhren mit strahlend weißem Tausch-Zifferblatt (nach Revision) hatte ich weniger Interesse. Sie waren zwar „günstiger“, bedeuten in der Regel aber auch niedrigere Preise beim Wiederverkauf bzw. eventuell geringere Wertsteigerung.

Und die damals neue und sehr wuchtige Sea-Dweller Deepsea (44 mm), die eine neue Gehäuseform und -größe bei der Sea-Dweller einläuten sollte, kam für mich persönlich nicht in Frage:

Rolex Deepsea 116660

Sie war mir dann doch etwas zu viel Taucheruhr :) Lieber also eine Sea-Dweller mit der klassischen Gehäuseform in 40 mm. Und zwar jene, die Rolex vier Jahrzehnte lang und nahezu unverändert verwendet hat. Blieb nur noch eine neuere und damals bereits eingestellte 16600 ohne Tritium-Blatt:

Rolex Sea-Dweller 16600 T

Was für mich anfangs nicht wirklich sexy klang (keine Vintage-Rolex, kein Tritium-Blatt), änderte sich, als ich erfuhr, dass es innerhalb dieser recht lange gebauten Referenz (1988-2008), einen kleinen „Sonderfall“ gab. Denn von 2004 bis zum endgültigen Einstellen in 2008 verwendete Rolex bei der Sea-Dweller 16600 ein minimal anderes Gehäuse. Es hatte an den Seiten bzw. den sogenannten Hörnern (Bandanstößen) keine Löcher.

Die Flanken waren erstmals „glatt“:

Und die gab es bis dahin, um das Band dieser „Tool Watch“ möglichst einfach und schnell wechseln zu können. Mittels eines spitzen Werkzeugs hatte man stets direkten Zugriff auf die Federstege. Sehr praktisch.

Hier zum Vergleich eine 16600 mit sichtbarem Federsteg-Loch:

 

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Ab 2004 hat Rolex jedoch diese Löcher „geschlossen“ und neue Modelle (nicht nur die Sea-Dweller) erhielten zur Unterscheidung den Zusatz „T“ hinter ihrer Referenz.

Und wenn die Angaben im Netz bzw. Foren stimmen, dann steht das „T“ für „Trou Borgne“ – franz. „Blindloch“:

Original Rolex Design 16600 T

Was bedeutete das nun für meine Suche nach einer Sea-Dweller, die ich mir leisten konnte, einen gewissen Seltenheitswert und damit Potential als gute Geldanlage haben sollte?

Nun, ich hatte sie gefunden :)

Rolex Sea-Dweller 16600 T – aka „No holes“

„Ah, eine der letzten.“. Mit diesen anerkennenden Worten nahm der Mitarbeiter eines bekannten Juweliers/Konzessionärs meine frisch erworbene Rolex Sea Dweller 16600 T entgegen. Ich war dort, um sie auf Echtheit überprüfen zu lassen. Schließlich wollte ich wissen, ob ich etwas Vernünftiges gekauft hatte – und keine Fälschung. Der Verkäufer gab sie an die Uhrmacherin weiter, sie warf einen Blick auf das Werk und bestätigte mir die Echtheit. Ich freute mich über meinen Neuerwerb :)

Wie gesagt, das war 2012 – vor acht Jahren.

Stellt sich nun die Frage, was in der Zwischenzeit passiert ist. War die Uhr in Sachen Wertsteigerung ein guter Griff? Und lag ich mit meiner damaligen Einschätzung richtig? Kommen wir also zu dem nächsten Punkt, der bei Rolex-Uhren seit Jahren eine zunehmend wichtigere Rolle spielt:

Die Preisentwicklung – Rolex Sea-Dweller 16600 T:

Grafik Rolex Sea Dweller 16600 T Preis Wert Entwicklung 2009 bis 2021

Grafik & Quelle: Chrono24 – Watch Collection Tool (Sponsored Link)

Ihr seht, da hat sich gut was getan – wie bei nahezu jeder Rolex aus diesem Zeitraum. Und Ihr seht ebenfalls: Die Preise lagen 2012 noch bei circa 4.5000 bis 5.000 Euro, heute liegen sie bei rund 7.800 bis 8.300 Euro 10.000 bis 11.400 Euro  (Chrono24 – Sponsored Link – Update 2021).

So eine Wertentwicklung kann sich sehen lassen.

Und für die ganz Klugen, die an dieser Stelle immer wieder und unermüdlich mit dem „ultimativen“ Mainstream-BWL-Argument kommen: Nein, mit der Inflationsrate (allein) lässt sich das nicht erklären. Wirklich nicht ;)

Das Fazit lautet also: Es war wohl eine gute Investition. Auf jeden Fall keine schlechte ;)

ZEIGR Vintage Lederband All Black x Rolex

Was man aber anmerken kann: Die Submariner hat sich im selben Zeitraum ebenfalls gut entwickelt – mitunter sogar besser. Einige Modelle waren damals „günstiger“ zu bekommen als die Sea-Dweller und liegen heute in derselben Preiskategorie. Also von wegen „Die Sea-Dweller ist die bessere Submariner“ und so?

Nicht ganz: Denn die Sea-Dweller bleibt im Vergleich stets die technisch bessere Uhr. Hype hin oder her. Und wenn eine technisch gute Uhr und seltener gebaute Uhr heute genauso viel kostet wie eine „nicht ganz so gute“ Uhr mit höherer Produktionszahl… Nun ja, dann heißt es im Umkehrschluss, dass die eine vielleicht etwas über Wert gehandelt wird – und die andere etwas unter Wert. Oder?

Warum das ist so ist – und ob gerechtfertigt- , das überlasse ich mal Euch ;)

Ein allgemeiner Rolex-Tipp

Egal, ob Sea-Dweller, Submariner (Date/No Date), GMT, Explorer II oder welche Rolex auch immer. Solltet Ihr auf der Suche nach einem „älteren“ Modell mit Potential sein, dann achtet mal nicht nur auf die begehrten Tritium-Modelle (vor 1999), sondern auch auf die Jahrgänge zwischen 2004 und 2008. Denn wie gesagt, diese „No Holes“-Modelle mit dem oben erwähnten „T“ haben innerhalb jeder Referenz eine Art Sonderstatus bzw. sind aufgrund der recht kurzen Bauzeit seltener. Und das steigert mitunter die Begehrlichkeit.

Gut, es mag sein, dass diese 12 bis 16 Jahre alten Uhren (noch) nicht den Seltenheitswert und Klassiker-Status haben wie manche vierstellige Rolex-Referenz – etwas gesuchter sind sie aber jetzt schon. Und ich persönlich gehe davon aus, dass dies in den kommenden Jahren noch weiter zunehmen wird :)

Soweit also zur Rolex Sea-Dweller 16600 T.

Wer nun selbst ein wenig stöbern möchte, der findet hier einige aktuelle Angebote und Preise:

 

  • Die erste Sea-Dweller – 1665 (Chrono24 | Sponsored Link) 

 

  • Die hier vorgestellte Rolex Sea-Dweller 16600 T (Chrono24 | Sponsored Link) 

 

 

  • Ebenfalls einen Blick wert – Sea Dweller „Triple Six“ 16660 (Chrono24 | Sponsored Link) 

 

Und wer sich selbst die Preis- und Wertentwicklung einzelner Modelle anschauen möchte, der findet auf Chrono24 ein nützliches Tool in der Watch Collection (Chrono24 | Sponsored Link). Ihr gebt dort das gewünschte Modell inklusive Referenznummer ein und das Tool zeigt Euch alles in einer anschaulichen Grafik an (siehe oben). Dazu müsst Ihr Euch zwar mit einer E-Mail-Adresse anmelden, bekommt dafür aber einen guten und schnellen Überblick über die Preisentwicklung der letzten Jahre. 

Lesetipps:

Mehr zum Thema aktuelle bzw. neuere Sea-Dweller in diesem Artikel – zum 50-jährigen Jubiläum & erstmals mit Lupe:

Baselworld 2017 – Neuheiten: Rolex Sea-Dweller (Fotos & Preis)

Und in diesem Baselworld-Artikel – Präsentation der Sea-Dweller in Stahl/Gold (mit Live-Bildern):

Rolex & Tudor – Baselworld 2019 Neuheiten (Fotos & Preise)

 

Ebenfalls lesenswert – dieser Fratello-Artikel über die mittlerweile fünf Generationen der Sea-Dweller:

https://www.fratellowatches.com/pre-owned-picks-5-generations-of-rolex-sea-dweller-for-you-to-choose-from/

Und natürlich der Wikipedia-Eintrag (engl.) zur Rolex Sea Dweller mit weiteren Infos.

 

Sponsored-Link – was ist das?