Zugegeben, ich bin ziemlich spät dran. Mittlerweile hat gefühlt jeder Uhren-Blogger und Youtuber über die neue Seiko 5 Sports Automatic berichtet. Der Hype und die Diskussion darum, ob diese Modellreihe der legitime Nachfolger der von Seiko-Fans innig geliebten SKX ist (oder nicht), waren groß. Der Normal-Leser fragt sich jetzt vermutlich: „Was ist SKX? Und muss ich das wissen?“
Die Antwort: Nicht wirklich. Es ist ein eingestelltes Modell, das die Seiko-Gemeinde massiv betrauert und ab sofort jede neue Seiko-Taucheruhr unter 300 Euro damit vergleichen (und bemängeln) wird. Wer mitreden möchte, die Stichworte lauten: Die neue Seiko 5 ist keine echte Taucheruhr, da nur 100 statt 200 Meter wasserdicht – und sie hat keine verschraubte Krone. Aber immerhin „Hacking“ (Sekundenstopp). Sprich, der Sekundenzeiger bleibt beim Ziehen der Krone stehen, das ermöglicht das sekundengenaue Einstellen der Uhr. Und: Man kann diese Automatikuhr mit neuerem Werk, namens 4R36, per Hand aufziehen – wenn man es möchte. Das ging bei der SKX bzw. dem alten Werk 7S26 nicht.
Der Normal-Leser denkt sich nun wahrscheinlich weiter: „Aha. Schön. Das mit dem Werk, Hacking und der Handaufzugs-Option. Aber 100 Meter reichen doch locker für den Alltag, oder?“ Ja, natürlich. Und was bei dem ganzen Watch-Nerd-Geplänkel komplett untergeht, ist, dass Seiko hier mal wieder eine gelungene mechanische Uhr zu einem beachtlichen Preis-Leistungs-Verhältnis rausgebracht hat. Und das gleich in 27 (!) Varianten – teils „fancy“, teils im Military- oder Retro-Look. Unterteilt in fünf Modell-Linien: Street, Suits, Sports, Specialist und Sense. An Vielfalt mangelt es also nicht:
Fotos: amazon-Partnerlink/Werbung/Hersteller
Das eigentliche Highlight aber ist: Bereits ab 269 Euro seid Ihr dabei. (Tipp: Im Netz findet Ihr diese Uhren in der Regel günstiger – dazu habe ich Euch mal diese amazon-Liste mit einigen interessanten Modellen zusammengestellt.)
Die Preise sind wirklich beachtlich. Denn eigentlich ist das „Mode-/Lizenzuhren-Niveau“. Nur mit dem eklatanten Unterschied, dass Ihr hier keine günstig zusammengeschusterte Quarzuhr bekommt, sondern eine gestandene Automatikuhr mit Inhouse-Werk. Das Ganze basierend auf dem Know-how eines 1881 (!) gegründeten Uhrenherstellers (Wikipedia).
Yepp, so lange ist Seiko schon dabei. – Und da fällt mir ein: Welchen Preis würde wohl die eine oder andere Schweizer Uhrenmarke, mit ähnlicher Historie, für so eine Automatikuhr und Inhouse-Werk aufrufen? Hm? ;)
Seiko 5 Sports Automatic – Konkurrenz für Microbrands?
Ist diese Uhr nun perfekt? Ginge da nicht mehr? – Natürlich kann man an der neuen Seiko 5 Sports hier und da kritteln. Und bestimmt ginge da technisch mehr, um die Dauernörgler ganz Anspruchsvollen zufriedenzustellen. Aber dann wäre diese Uhr teurer und nicht mehr das junge, günstige Einstiegsmodell in die Taucheruhren-Welt von Seiko. Denn genau als solches ist sie konzipiert. Vielleicht soll sie sogar in Konkurrenz mit der einen oder anderen jungen Microbrand treten und im Preissegment unter 300 Euro Marktanteile sichern. Was andere namhafte Uhrenhersteller übrigens gerade komplett versäumen. Das Zeug dazu hat sie auf jeden Fall.
Aber zurück. Wer mehr erwartet und höhere Ansprüche an so eine Uhr hat, der muss halt zu den nächst teureren Taucheruhren greifen – wie z.B. die Prospex-Modelle Turtle, Samurai & Co. (amazon-Partnerlinks/Werbung). Die haben die gewünschten Fetaures und kosten entsprechend mehr. Dieses „gestaffelte“ Feature-/Preiskonzept ist von Seiko gewollt. Und aus meiner Sicht vollkommen in Ordnung. Zumal die nächsthöhere Kategorie immer noch unter 500 Euro liegt. Dafür bekommt Ihr dann eine Taucheruhr für den professionellen Einsatz – zu erkennen an dem PADI-Logo (Professional Association of Diving Instructors) auf dem Zifferblatt. Also, wer (noch) mehr Taucheruhr und Features braucht, der muss eben ein oder zwei Hunderter drauflegen. Fair enough.
Alles gut, alles schön?
Nach all dem Lob – kommen wir zu ein paar Kritikpunkten: An der Verarbeitung und dem Gehäuse Seiko 5 Sports Automatic habe ich nichts auszusetzen. Vor allem das Gehäuse-Design ist aus meiner Sicht top – und seit Jahrzehnten bewährt. Einzig das Drehen und Klicken der Lünette könnte etwas besser und wertiger sein. Bei der mir zur Verfügung gestellten Seiko 5 war die Lünette für meinen Geschmack etwas zu schwergängig und das Klicken nicht so satt, wie ich es von anderen Uhren gewohnt bin.
Was das Metallband im Oyster-Stil angeht, so ist es zwar schön massiv und schwer, Begeisterung hat es aber nicht wirklich ausgelöst. Sagen wir mal so: Es ist OK. Ich verspürte aber immer wieder das Bedürfnis, ein anderes Band an dieser Uhr anzubringen. Auch um zu sehen, wie sich der Look dadurch verändert. Mein Tipp: Ihr bekommt diesen Diver auch mit Nato-, Silikon- oder Mesh-Band (siehe Liste). Die wären eher meine Wahl bzw. Empfehlung.
Fazit:
Man kann es recht einfach zusammenfassen. Wenn Euch eine der 27 neuen Seiko 5 schon vom Design gefällt, dann könnt Ihr hier wenig falsch machen. Ihr bekommt eine gute mechanische Uhr im Diver-Style zu einem bemerkenswerten Preis-Leistungs-Verhältnis: Bewährtes Gehäuse(-Design), solides Inhouse-Werk, stark leuchtende und hauseigene Leuchtmasse von Seiko (LumiBrite) auf den applizierten Indizes. Bei anderen Herstellern müsstet Ihr für eine vergleichbare Uhr wahrscheinlich das Doppelte auf den Tisch legen. Aus meiner Sicht ist die neue Seiko 5 ein guter und günstiger Einstieg in die Welt der mechanischen Taucheruhren bzw. Uhren im Diver-Style. Nicht mehr und nicht weniger. Was die Features angeht: Wenn Ihr kein Extremsportler, Hardcore-, Profi- oder Tiefseetaucher seid, dann werdet Ihr sehr wahrscheinlich Freude an der neuen Seiko 5 haben. Und schwimmen gehen könnt Ihr damit allemal – vielleicht sogar mal kurz untertauchen ;)
Und für alle, die sich Sorgen wegen des Durchmessers von 43 mm machen: Sie trägt sich wesentlich kleiner – eher wie eine 41-mm-Uhr. Das liegt neben dem Gehäuse-Design auch an der Länge der Uhr (Lug to Lug) von „nur“ 46 mm. Und was die Frage nach dem verbauten Hardlexglas (vs. Saphirglas) angeht, so habe ich schon öfter gelesen, dass dies durchaus ausreichend sei und seinen Dienst tut. Eigene Langzeit-Erfahrungen habe ich hier aber keine.
Soweit also meine Einschätzung zur neuen Seiko-5-Kollektion. Wer noch etwas stöbern möchte – hier geht es zur amazon-Liste mit einigen ausgewählten Modellen.
Update (2020) – neue Modelle & eine neue Variante:
Und noch ein Video zur neuen und etwas schlichteren Modellvariante 2020 vom Youtube-Kanal „TheWristGuy“:
Und wenn Ihr wissen wollt, was es mit der ominösen „5“ und der Geschichte dahinter auf sich hat – hier entlang:
Damit es nicht zu einseitig ist: Wer eine Alternative zu Seiko sucht, für den könnte dieser Artikel etwas sein:
Last but not least.
Disclaimer/Transparenz: Seiko hat mir die hier vorgestellte Uhr zum Testen zur Verfügung gestellt und überlassen. Es gab keine redaktionelle Einflussnahme. Jegliche Einschätzung, Kritik und Bewertung fand unabhängig und nach bestem Wissen und Gewissen statt.
*Partnerlink/Werbung – was ist das?