Watches and Wonders 2021 – Tja, normalerweise würde ich Euch an dieser Stelle reichlich Live-Bilder von meinem Messe-Rundgang und diversen Terminen bei einzelnen Uhrenmarken zeigen. So, wie ich es die letzten Jahre (seit 2014) zur Baselworld und letztes Jahr zur Inhorgenta getan habe.
Leider fand aber die einzige relevante Uhrenmesse, die Watches and Wonders (ehemals SIHH) „nur“ digital statt. Es gibt zwar noch ein physisches Event (14.-18. April 2021), das ist jedoch im fernen Shanghai angesetzt – und konzentriert sich in erster Linie auf den asiatischen Markt:
Neben den zahlreichen Online- bzw. Video-Präsentationen, die nach den typischen Mustern der (gehobenen) Uhrenbranche ablaufen, bleibt einem als Uhren-Blogger also nur noch das Stöbern in den online zur Verfügung gestellten Press-Kits, um sich selbst ein „Bild“ von den Neuheiten zu machen. So ganz stellt das natürlich nicht zufrieden. Schließlich macht es einen großen Unterschied, ob ich Euch meine Eindrücke von Uhren-Neuheiten schildere, die ich live gesehen und am Arm hatte, oder ob ich sie Euch anhand von „hochglanzpolierten“ Pressebildern vorstelle.
Wie auch immer, die aktuelle Lage lässt sich nicht ändern – und „ein wenig“ ist besser als „gar nichts“ :)
Hier also einige Uhren-Neuheiten, die mir beim Durchstöbern der Watches and Wonders Press Kits aufgefallen sind. (Da ich die Neuheiten von Rolex und Tudor bereits vorgestellt habe, sind sie hier nicht dabei.)
Watches and Wonders 2021 – Uhren-Neuheiten
Beginnen wir sportlich – mit Tag Heuer. Hier hat man sich die beliebte Taucheruhr Aquaracer vorgenommen und überarbeitet. Sie hat nun etwas mehr Ecken und Kanten auf dem Zifferblatt (s. Indizes) – und das Datum inklusive Lupe hat man von „3 Uhr“ auf „6 Uhr“ verlegt:
Tag Heuer Aquaracer Professional 300 (2021)
Die Rückseite:
Die Schließe – mit (scheinbar) praktischer Mikroverstellung:
Im Überblick: 43 mm Durchmesser (weitere Varianten in 36 mm). Werk: Caliber 5 (Sellita SW200-1), Preis: 2.850 Euro (Stahlband).
Zudem gibt es noch zwei Titan-Versionen:
Details: Wie oben – jedoch mit Titan-Gehäuse und Band (Grade 2), Preis: 4.000 Euro
Und eine limitierte „Tribute“-Version in Titan, eine Hommage an das Vintage-Modell Heuer Ref. 844 von 1978 – entsprechend nur 844 mal verfügbar und etwas moderner interpretiert:
Details: Wie oben – jedoch mit Titan-Gehäuse und Band (Grade 5), limitiert auf 844 Exemplare, Preis: 4.100 Euro (weitere Infos – s. Website)
Am meisten spricht mich natürlich die Tribute-Variante an. Mit ihren 4.100 Euro alles andere als günstig, aber immerhin „nur“ halb so teuer wie die Omega Seamaster Diver 300M 007 Edition, die lediglich Titan Grade 2 bietet.
Mehr zum Thema: Titan-Uhren & „Grade 2 vs. Grade 5“
Kommen wir zu einer Uhrenmarke, die auch den Tite „Uhrmacher der Uhrmacher“ trägt – und das wohl zu Recht:
Jaeger-LeCoultre Reverso in Grün & Hybris Mechanica Calibre 185 Quadriptyque
Der Grün-Trend hält nun seit gut drei Jahren an… Und wenn diese Zifferblatt-Farbe einer Uhr besonders gut steht, dann dem Klassiker von Jaeger-LeCoultre: der Reverso. Gut, auf das grüne Band könnte ich persönlich verzichten – ansonsten aber einfach nur schön:
Die Reverso und ihr Wendegehäuse habe ich Euch ja bereits in dem Artikel Uhren bis 10.000 Euro – Favoriten & Uhren-Klassiker vorgestellt. Wer mag, erfährt dort mehr. Unter anderem auch, wo man die Uhr gegebenenfalls unter Listenpreis bekommt. Der liegt bei der oben gezeigten Reverso Tribute Small Seconds bei 8.200 Euro.
Kommen wir zu dem Grund, warum man Jaeger-LeCoultre auch „The Watchmaker’s Watchmaker“ nennt:
Was Ihr hier seht, ist elegant zur Schau gestellte Uhrmacherkunst. In Form einer Reverso mit vier Zifferblättern, 11 Komplikationen und 12 Patenten.
Dafür bekommt man unter anderem Komplikationen wie: Tourbillon, Ewigen Kalender, Minutenrepetition und diverse Anzeigen rund um das Thema Mondzyklus – inklusive Supermond und Sonnenfinsternis. Und das alles untergebracht in einem nur 15 mm hohem – und damit absolut tragbaren – Gehäuse. Kurzum: Wahnsinn.
Ideal geeignet für möglichst viele Anzeigen – der legendäre Wendemechanismus der Reverso:
Selbst dem Gehäuseboden hat Jaeger-Lecoultre eine Mond-Komplikation zugeteilt:
Noch Fragen? – Ja, wahrscheinlich zum Preis: Der liegt bei rund 1,6 Millionen Euro. Und: Nur 10 Exemplare wird es von dieser außergewöhnlichen Uhr geben. Mehr dazu auch auf der Website von JLC.
Erholen wir uns ein wenig hiervon mit einem weiteren Uhren-Klassiker – ebenfalls für sein rechteckiges Gehäuse-Design bekannt.
Cartier Tank – Rückkehr der Must & erstmals mit Solar-Antrieb
Die Tank von Cartier ist ein Klassiker unter den Luxusuhren. Um einen günstigen Einstieg zu ermöglichen, kam man in den 70er Jahren auf die Idee, nicht zuletzt aufgrund der Quarz-Krise, neue und erschwinglichere Tank-Modelle auf den Markt zu bringen: die Must de Cartier Tank. Sie kamen mit Quarz-Werken und weniger luxuriösen Gehäusen (Stahl bzw. vergoldet). Diese Uhrenreihe kehrt nun zurück – und muss sich keineswegs verstecken:
Und was noch typisch für die Must war – es ging mitunter recht farbenfroh und minimalistisch zu. Vor allem in den 80er Jahren. Nicht zuletzt, um eine jüngere Zielgruppe anzusprechen. Auch das kehrt zurück:
Und etwas überraschend: Cartier setzt ab sofort auf nachhaltigen Solarantrieb, den man den neuen Modellen nicht im Mindesten ansieht. Das Ganze läuft unter dem Namen Tank Must Solarbeat:
Die Preise der oben gezeigten neuen Modelle liegen, laut den Kollegen von Fratellowatches, zwischen 2.070 und 3.250 Euro. Ob das nun ein günstiger Einstieg ist, muss jeder für sich entscheiden.
Auf jeden Fall bekommt die Tank-Reihe in diesem Jahr ein wenig frischen Wind. Und in verschiedenen Größen sind die Uhren ebenfalls erhältlich (je nach Modell: Extra-Large, Large und Small).
Mehr dazu findet Ihr auch bei den Kollegen von Fratellowatches, Gearpatrol oder auf der Website von Cartier.
Nach so viel schlichter Eleganz – kommen wir zu einem sportlichen Retro-Chronographen, der mir auf Anhieb „gepackt“ hat.
Carl F. Bucherer Heritage BiCompax Annual (Limited Edition)
Was ich an diesem Bi-Compax-Chronographen, neben dem Retro-Style, interessant finde: Die Funktion eines Jahreskalenders – und wie gelungen Bucherer ihn in diese Uhr integriert hat. Das Großdatum unterhalb der „12“ und die dezente Monatsanzeige zwischen „4“ und „5“ Uhr. Passt einfach. Einzig der Wochentag fehlt, dann wäre es eine „Triple Date“ – eine meiner liebsten Komplikationen.
Wer es besonders sportlich mag, trägt diese Uhr einem Kautschukband:
Oder etwas edler am Lederband:
Im Überblick: 41 mm Durchmesser, Höhe 14,15 mm, Werk: Kaliber CFB 1972 (Basis: Eta 2892 mit Modul von Dubois-Dépraz), Chronograph mit Jahreskalender und Großdatum, Edelstahl, beidseitig entspiegeltes und hochbombiertes Saphirglas, Gehäuseboden mit Saphirglas, wasserdicht: bis 30 m, limitiert auf 888 Exemplare, Preis: 6.400 Euro.
Mehr zu dieser Uhr auf der Website von Bucherer.
Apropos, sportlicher Chronograph. Da gab es eine weitere Neuheit – genauer gesagt eine neue Farbe:
Maurice Lacroix Pontos Chronograph – Watches and Wonders 2021
Die neuen Pontos-Chronographen (Kooperation) habe ich Euch ja bereits letztes Jahr vorgestellt. Deswegen nur als schnelles Update: Maurice Lacroix hat ganz offensichtlich eine blaue Version in der Pontos-Kollektion gefehlt. Et voila, genau um die hat man nun das Portfolio erweitert.
Der Preis des neuen Pontos Chronographen liegt bei 2.690 Euro am Lederband und bei 2.850 Euro am Stahlband. Alles weitere erfahrt Ihr, wie gesagt, in diesem ausführlicheren Artikel (Kooperation)
Und noch ein Lese-Tipp: Uhren-Neuheiten 2021– in diesem Artikel gibt es weitere neue Uhren von Maurice Lacroix. Konkret zwei neue Varianten von der Aikon Venturer mit GMT-Funktion.
Kommen wir nun zu einer Uhrenmarke, die ich bisher nicht auf dem Radar hatte – wohl zu Unrecht.
Hermès H08 – Watches and Wonders 2021
Hermès hat mich mit diesen neuen Modellen wirklich positiv überrascht:
Sehr gelungenes Design, das mich bei genauerem Hinsehen ein wenig an eine Vintage Omega Memomatic erinnert – nur wesentlich moderner interpretiert. Und im Inneren ein interessant verziertes Manufakturwerk:
Die wichtigsten Infos im Überblick: Kissengehäuse aus Titan oder Graphen-Komposit, Maße: 39 x 39 mm, Manufakturwerk H1837 (Vaucher), diverse Armbandvarianten (s.o.). Preis: 4.900 Euro (Titan) bis 8.000 Euro (Graphen-Komposit & Keramik-Lünette).
Weitere Infos zu diesem Modell findet Ihr bei den Kollegen von Monochrome (Hands-On) und auf der Hermès Website.
Kommen wir zum Thema Stahluhren, die seit geraumer Zeit massiv an Popularität und Begehrlichkeit zugelegt haben – teilweise bis in Groteske hinein. Allen voran dieses Modell.
Patek Philippe Nautilus (Ref. 5711/1A) – Grün & Discontinued
Ihr seht, selbst vor Patek Philippe macht der Grün-Trend nicht halt.
Und sollte Euch diese Farbe (und Uhr) gefallen, dann gibt es gleich zwei schlechte Nachrichten: Ihr werdet sie mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht bekommen. Und falls doch, wird sie Euch weit – wirklich sehr weit – über Listenpreis angeboten. Es ist nämlich die „letzte ihrer Art“. Patek stellt die Referenz 5711/1A in diesem Jahr ein. Das heißt, in 2021 wird man noch ein paar (wenige) dieser Uhren produzieren – und das war´s dann.
Man muss kein Genie sein, um sich ausrechnen zu können, was mit den Graumarkt-Preisen dieser Referenz passiert. Die sind ohnehin schon im hohen fünf- bis sechsstelligen Euro-Bereich. Und diese Entwicklung wird sich aufgrund des Attributs „discontinued model“ sicherlich noch verstärken.
Der Listenpreis dieser Uhr beträgt übrigens 30.100 Euro (s. Website). Aber wie gesagt, die Uhr überhaupt zu bekommen – egal in welcher Zifferblattfarbe – und zu diesem Preis, ist nur sehr wenigen Menschen vorbehalten. Patek Philippe versteht es sehr gut, die Begehrlichkeit seiner Uhren auf einem sehr hohen Niveau zu halten. Wie man sieht.
Anders schaut es jedoch bei der folgenden Stahluhr aus. Sie ist für jeden zugänglich und (vergleichsweise) erschwinglich.
Baume & Mercier Riviera
An welche bekannte und markante Stahluhr erinnert Euch die Riviera von Baume & Mercier, hm? ;) – Egal, ich hatte es 2018 bereits im Artikel zur Aikon von Maurice Lacroix (Kooperation) geschrieben. Wenn die eine oder andere markante Luxusuhr in Stahl einfach nicht verfügbar ist, es grotesk lange Wartelisten/Wartezeiten gibt und man kaufwillige Kunde gewissermaßen damit verprellt, dann muss man sich nicht wundern, wenn andere Uhrenhersteller diese Kunden einfach mal abfangen. Und zwar mit erschwinglichen und gut verfügbaren Modellen. Genau in diese Kerbe schlägt – wie einige andere Uhrenmarken – nun auch Baume & Mercier.
Interessant dabei ist hier vor allem das gewählte Zifferblatt-Design bzw. Muster:
Die wichtigsten Infos im Überblick: 42 oder 36 mm Durchmesser, Werk: Sellita SW200, Preis: 2.650 Euro (Stahlband) bzw. 2.550 Euro (Kautschukband). Mehr dazu auf der Website.
Kommen wir abschließend zu einem recht „mysteriösen“ Bi-Compax-Chronographen, den ich im Press Kit von Montblanc entdeckt habe.
Montblanc 1858 Chronograph Limited Edition
Insofern mysteriös, da ich zu diesem limitierten Retro-Chronographen nicht viel gefunden habe. Außer dem Bild oben und dieser Beschreibung:
Inspired by an original Minerva monopusher chronograph from the 1930s, this timepiece showcases a striking vintage style with bi-compax counters at three and nine o’clock.
Bei meiner weiteren Recherche habe ich allerdings eine scheinbar nicht limitierte und blaue Variante mit identischer Lünette gefunden, die zu einem Preis (UVP) von 4.350 Euro erhältlich ist. Sie hat einen Durchmesser von 42 mm und ein Automatikwerk mit der Bezeichnung MB 25.13 (Basis: Sellita SW500). Mehr dazu – siehe Montblanc-Website.
Soweit als zu den Uhren-Neuheiten, die mir während der Watches and Wonders 2021 aufgefallen sind.
Hoffen wir mal, dass ich Euch im nächsten Jahr wieder mit Live-Fotos versorgen kann – statt mit den zwar schönen, aber dennoch recht „cleanen“ Pressefotos der Hersteller :)
Lese-Tipps: